New York, London, Wien, Amsterdam – und jetzt Korntal-Münchingen: Die Klezmer-Gruppe Kolsimcha, die weltweit Konzertsäle bespielt, gastiert in der Stadthalle. Die Kulturreferentin ist darauf stolz – doch ohne zwei Gegebenheiten wäre der Auftritt nicht möglich.

Korntal-Münchingens Kulturreferentin nennt die nächste Veranstaltung in der Stadthalle ein „außergewöhnliches Gastspiel“. Im Interview berichtet Melanie Thamm-Beck, warum das so ist, wie die Stadt zu dem Konzert kommt und welche Rolle heimische Künstler dabei spielen.

 

Frau Thamm-Beck, am 1. Mai gastiert die Klezmer-Gruppe Kolsimcha in der Stadthalle. Warum ist das für Sie, für die Stadt so besonders?

Wenn man sich die bisherigen Auftrittsorte von Kolsimcha anschaut – Carnegie Hall in New York, Goldener Saal des Musikvereins Wien, Concertgebouw in Amsterdam, Queen Elisabeth Hall in London, Montreux International Jazzfestival, Berliner Jazzfestival, Rheingau Musik Festival – dann befinden wir uns in sehr guter Gesellschaft und empfinden es als Ehre, dass die Musiker nach Korntal-Münchingen kommen in unsere schöne Stadthalle. Die kann, da sind wir ganz selbstbewusst, mit ihrem edlen Ambiente mit den internationalen Konzertorten mithalten. Klein, aber fein!

Wie hat es sich ergeben, dass die Gruppe in Korntal auftritt?

Der Korntaler Musiker Veit Hübner, der Vorsitzender des Vereins Jazz-Kultur Korntal-Münchingen ist, kam auf mich zu. Er ist selbst Teil des Ensembles und wollte gern einmal für sich ein echtes „Heimspiel“ dieser weltweit bekannten Formation machen.

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Sie sagen, dass ein Auftritt von einer Gruppe wie Kolsimcha für die Stadt Korntal-Münchingen eigentlich unerschwinglich sei.

Die Honorarforderungen einer solch bekannten internationalen Gruppe, die in der Regel bei großen Konzertveranstaltern und renommierten Festivals unter Vertrag ist, die ein viel größeres Budget haben, übersteigen normalerweise unsere Möglichkeiten. Durch den persönlichen Kontakt zu Veit Hübner und das Bundesförderprogramm „Neustart Kultur“ konnten wir es aber möglich machen.

Korntal-Münchingen ist die Heimat etlicher bekannter Künstlerinnen und Künstler. Das nützt Ihnen sicher.

Ich denke, es profitieren beide Seiten davon. Die Künstlerinnen und Künstler haben ein „Heimspiel“ und sagen mir, dass sie es sehr schätzen, dass ihr nächstes Umfeld ohne Hemmschwelle und weite Wege einmal erleben kann, was sie beruflich machen. Da wird der Nachbar, den man tagsüber bei der Kehrwoche sieht oder beim Einkaufen trifft, abends zum Bühnenstar, den man nun in einem ganz anderen Licht sieht. Und natürlich profitiert das Kulturprogramm der Stadt Korntal-Münchingen davon.

Inwiefern?

Wir bekommen durch die speziellen Kontakte Künstler in die Stadt, die sonst nicht den Weg zu uns finden würden. Und wir haben schon tolle spezielle Shows mit Korntal-Münchinger Künstlern entwickelt, denn immerhin fünf Preisträger des Kleinkunstpreises Baden-Württemberg kommen von hier. Da haben wir auch zukünftig noch einiges gemeinsam vor.

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Wie wichtig ist es für Sie, für die Stadt, dass hier renommierte Künstlerinnen und Künstler auftreten?

Kultur ist identitätsstiftend und prägt das Miteinander der Menschen. Seit mehr als 30 Jahren ermöglicht die Stadt Korntal-Münchingen den Bürgerinnen und Bürgern ein hochkarätiges Kulturprogramm mit renommierten Künstlern vor Ort. Wir machen kein „beliebiges Programm“, sondern haben stets einen Qualitätsanspruch, denn dadurch legitimiert sich die städtische Kulturförderung.

Warum sollte man sich für den 1. Mai ein Ticket holen?

Kolsimcha ist Hebräisch und bedeutet: Stimme der Freude. Und diese Freude wird das Publikum erleben. Kolsimcha vermischen virtuos Elemente aus Jazz, Klassik, mediterraner und orientalischer Musik und zaubern Klezmer mit Genie und Witz. Ein hochkarätiger und sicher unvergesslicher Abend.

Musik in Korntal

Der Termin
 Die Gruppe Kolsimcha tritt am Sonntag, 1. Mai, um 19 Uhr in der Korntaler Stadthalle auf. Karten gibt es bei der Stadthalle telefonisch unter 07 11 / 83 67 25 10, in der Bücherei Münchingen telefonisch unter 0 71 50 / 92 07 15 31 und im Internet auf www.reservix.de.

Die Musik
 Die Gruppe gründete sich im Jahr 1986. Vor 20 Jahren begann die Formation laut ihrer Homepage, auf jüdischen Hochzeitsfeiern traditionelle Klezmermusik zu spielen – doch schon damals habe sie mit ihrem Konzept eines „Contemporary Klezmer“, der osteuropäische Musiktradition mit Jazz und Elementen der klassischen Musik verbindet, ganz eigene, unverwechselbare Klangwelten jenseits aller gängigen Klezmer-Klischees geschaffen.

Der Kontakt
 Der Kontrabassist und Komponist Veit Hübner ist Teil vieler Ensembles, unter anderem spielt er auch bei BertaEpple, Foaie Verde und dem Tales in Tones Trio mit. Der 53-Jährige ist preisgekrönt, so hat er den baden-württembergischen Kleinkunstpreis erhalten – wie auch schon die Korntal-Münchinger Künstler Stefan Waghubinger oder Roland Baisch.