Unser Autor Matthias Kapaun ist glühender VfB-Fan. Wie er durch den Höhenflug der Schwaben auch seine Söhne endgültig für den Club gewinnen konnte – und was die Zahl 9 damit zu tun hat.

Wir schreiben das Jahr 1984. Der VfB Stuttgart schnappt zum ersten Mal in der Bundesliga-Ära den Meistertitel. Bis zu diesem Tag ist mein damals neun Jahre altes Ich hin- und hergerissen zwischen den Schwaben und einem gewissen Damals-noch-nicht-Rekordmeister aus der bayrischen Landeshauptstadt – denn mein Papa war eines der seltenen Exemplare, die beide Vereine in ihren Herzen tragen. Als dann aber Karl-Heinz Förster die Meisterschale im Neckarstadion in die Höhe reckt, steht für mich endgültig fest: VfB ein Leben lang!

 

Es folgen Jahrzehnte mit Ups and Downs – VfB-Fans wissen, was ich meine – und trotz der nicht gerade wenigen Downs schlägt mein Herz noch immer weiß-rot. Weil man als guter Vater seine Kids natürlich auf den richtigen Weg führen will, war mir schon immer klar: Alles andere als ebenfalls weiß-rot schlagende Kinderherzen wären eine herbe Enttäuschung – und sollten die Sprösslinge dann noch den falschen Verein supporten, käme das einem totalen Erziehungsversagen gleich.

Wir schreiben das Jahr 2014. Im Juni kommen unserer Jungs zur Welt – wenige Wochen vor dem Triumph der DFB-Elf bei der WM in Brasilien. Zumindest auf Nationalmannschaftsebene ist das doch ein guter Start. Auf Vereinsebene bewegen wir uns aber leider auf eine weiß-rote Katastrophe zu. Zwei Mal der bittere Abstieg in Liga zwei und häufig unterdurchschnittliche Leistungen machen den VfB in den Folgejahren für potenzielle Neu-Fans gelinde gesagt nicht gerade attraktiv.

Einen guten Kick sieht man anderswo

Wir schreiben das Jahr 2022: Bei unseren Jungs, die mittlerweile in der E-Jugend kicken, stehen Spieler wie Mbappé oder Haaland hoch im Kurs, und wenn die Zwillinge mal ein gutes Spiel sehen wollen, entscheiden sie sich lieber für ManCity, PSG oder Real. Denn die Jungs aus Cannstatt dümpeln wieder mal im Bundesliga-Keller. In dieser Zeit ist es beileibe nicht einfach, den fußballbegeisterten Nachwuchs bei der VfB-Stange zu halten.

Doch dann kommt die Saison 2023/24. Unsere Buben sind mittlerweile neun Jahre jung – so wie ihr alter Herr im Meisterschaftsjahr 1984. Die VfB-Profis eilen von Sieg zu Sieg, spielen fast schon Zauber-Fußball und ein gewisser Serhou Guirassy, der übrigens die Nummer 9 trägt, trifft wie am Fließband. Und plötzlich ist da wieder dieses Leuchten in den Augen, wenn wir Spiele der Stuttgarter anschauen.

Einen kleinen Wermutstropfen gibt es dennoch. Beim ersten Stadionbesuch in dieser Saison suchen wir uns gerade das Spiel gegen Hoffenheim aus. Der VfB verliert 2:3 – aber wie heißt es so schön: Mund abputzen, weitermachen. Dann kommt unser zweiter Stadionbesuch: Am 4. Mai gastiert der mittlerweile Seit-Ewigkeiten-Rekordmeister im Neckarstadion, und was soll ich sagen – der mehr als verdiente 3:1-Heimsieg und die fantastische Stimmung im Stadion zeigen Wirkung. Fragt man die Zwillinge nun nach ihrem Lieblingsclub, kommt wie aus der Pistole geschossen: VfB. Und ihr Lieblingsspieler? Haaland? Mbappé? – Fehlanzeige. Die Nummer 9 der Schwaben hat den Superstars den Rang abgelaufen. Wenn man abergläubisch wäre, könnte man fast meinen, dass uns die 9 Glück bringt – zumindest in Bezug auf den geilsten Club der Welt.

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Matthias Kapaun (49) ist seit zwölf Jahren Online-Redakteur. Beinahe genauso lange ist er Vater von einer Tochter, dicht gefolgt von Zwillings-Jungs. Seit nunmehr fast zehn Jahren stellen diese „Beinahe-Drillinge“ das Familienleben gehörig auf den Kopf.