Aufgelesen im Kreis: Süßes und Saures. Diese Woche werden die besten Arbeitgeber gekürt – und dazu zählen neben Alfred Ritter auch die Grünen. Nur eine Beschäftigung bei der CDU ist kein Zuckerschlecken.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Waldenbuch - Die gute Nachricht zuerst: Der beste Arbeitgeber der Region Stuttgart sitzt im Kreis Böblingen. Es handelt sich natürlich nicht um Daimler. Der Automobilkonzern versucht momentan vielmehr, für zahlreiche Mitarbeiter kein Arbeitgeber mehr sein zu müssen. Es ist vielmehr Alfred Ritter in Waldenbuch. Damit wird bestätigt, was jeder schon immer vermutet hat: Nicht nur Schokolade zu essen, auch sie herzustellen ist ein Zuckerschlecken. Für das Ranking wurden Arbeitnehmer vom Statistikportal Statista befragt. Dabei waren nicht nur der gute Ruf, der Umsatz und die Wachstumszahlen wichtig, sondern auch, wie sozial ein Unternehmen gegenüber Mitarbeitern, Geschäftspartnern und am Ort handelt.

 

Bei der CDU wollen 240 Entscheidungsträger mitreden

Wer den Wahrheitsgehalt solcher Ranglisten testen will: Bei Alfred Ritter sind aktuell rund ein Dutzend Stellen ausgeschrieben. Schon die Ausbildung zum Süßwarentechnologen klingt verführerisch, laut der Stellenanzeige gehört „die Steuerung von hochtechnischen Anlagen zur Herstellung Deiner Lieblingsschokoladen“ dazu. Im Kreis sind Arbeitnehmer laut der Umfrage noch bei Faulhaber in Schönaich, einem Anbieter von Antriebssystemen, dem Leonberger Türenhersteller Geze und dem Böblinger Pharmaunternehmen Wörwag gut aufgehoben.

„Wäre ich doch eine Grüne“, hat sich die CDU-Landtagsabgeordnete Sabine Kurtz am Freitag sicherlich gedacht. Politiker sind auch nur Angestellte. Schließlich werden sie einerseits direkt vom Volk beschäftigt, das bei Arbeitgeber-Rankings wenigstens teilweise gut abschneiden müsste. Die Deutschen haben mittlerweile einen guten Ruf, machen viel Umsatz und legen ordentliche Wachstumszahlen vor. Beim ehrenamtlichen Engagement können sie sich ebenfalls sehen lassen – nur gegenüber ihren Abgeordneten zeigen sie sich nicht immer sozial. Aber Politiker müssen sich darüber hinaus noch von ihrer Partei nominieren lassen, und das ist, anders als ein Angestelltenverhältnis, bei Ritter kein Zuckerschlecken.

Die Grünen können sich Großzügigkeit leisten

Während Sabine Kurtz also vor dem eigentlichen Wahlkampf für die Landtagswahl 2021 einen parteiinternen Wettstreit durchstehen musste, durfte sich Thekla Walker wie Cäsar fühlen. „Veni, vidi, vici“, hat der römische Kaiser nach Eroberungen gerne geäußert, und die Grüne machte es mit dem Wahlkreis Böblingen ähnlich: Sie kam, sah und siegte beim Kampf um ein Direktmandat. Kein Gegenkandidat hat jetzt an ihrem Thron gerüttelt, einstimmig ist sie nominiert worden. Von den 191 Delegierten kamen nur 24, zu harmonisch erschien den streitlustigen Grünen wohl die Veranstaltung. Auch für den Chef gab es nur lobende Worte: „Ministerpräsident Kretschmann und sein Kabinett haben einen kühlen Kopf bewahrt und das Land umsichtig und klug aus der ersten Welle der Pandemie geführt“, erklärte Thekla Walker in ihrer Rede und schloß damit sogar großzügig auch CDU-Minister ein.

Bei der CDU wollten 240 Mitglieder mitreden, wer den Spitzenjob kriegt: Sabine Kurtz oder ihr Herausforderer Swen Menzel. „Einigkeit macht stark, und genau das ist es, was wir brauchen: Einigkeit und Stärke“, appellierte die Landtagsabgeordnete an die Entscheidungsträger. Um ein Gefühl der Geschlossenheit zu generieren, zeigte sie sich dann weniger großzügig als Thekla Walker: „In der Corona-Pandemie hat sich gezeigt: die grünen Ministerien sind nicht die schnellsten, und in der Krise sind die Grünen massiv überfordert“, erklärte Sabine Kurtz. Dass Susanne Eisenmann, die CDU-Spitzenkandidatin für die Landtagswahl, für die Organisation des Homeschoolings verantwortlich war, erwähnte sie lieber nicht. Immerhin zahlte sich diese Form von Einigkeit und Stärke aus – mit nicht ganz 60 Prozent Zustimmung.