Aufgelesen im Kreis: Süßes und Saures. Diese Woche tauchen in Grafenau Wechselkröten auf, Nufringen hat eine weitere Kandidatin. Und in Sindelfingen geht’s um Shopping.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Sindelfingen - Es gibt den Pop-Papst (der Musiktheoretiker Diedrich Diederichsen) und den Grammatik-Papst (Bastian Sick, der sowohl Genitiv als auch Dativ beherrscht), den Literatur-Papst (Marcel Reich-Ranicki auf alle Ewigkeit) und einen Fußballgott sowieso. Es gibt den Papst-Papst, den Chef der Katholiken und Stellvertreter Jesu Christi auf Erden. Im Kreis Böblingen ist natürlich ebenfalls eine solche Lichtgestalt heimisch: Als „Abfallpapst der Bundesrepublik“ ist Wolf Eisenmann nun einmal mehr vom Landrat in den Ruhestand verabschiedet worden. Dort befand er sich zwar als Stellvertreter von Roland Bernhard schon seit geraumer Zeit. Doch „als Nachbrenner“ hat er noch ein Ehrenamt angehängt – als Geschäftsführer im Restmüllheizkraftwerk.

 

Wolf Eisenmann wurde der ROlle als Abfall-Papst gerecht

Der Rolle als Abfall-Papst wurde Wolf Eisenmann in der Tat gerecht: Er verlangte seinen Schäfchen stets viel ab. Wie der Zölibat, der in 900 Jahren trotz mehrerer Versuche nicht abgeschafft werden konnte, ist für die Kreisbewohner der Gelbe Sack, der ihnen seit ungefähr der gleichen Zeit und vermutlich bis in alle Ewigkeit vorenthalten bleibt. Zum Dank lässt Roland Bernhard seinen unermüdlichen Arbeiter auch nicht in ein Loch fallen: Wie im Vatikan üblich darf er seinen letzten kreiseigenen Posten als Tierheim-Geschäftsführer auf Lebenszeit behalten, versprach ihm der Landrat. In diesem Bereich kann es Wolf Eisenmann auch noch weit bringen, einen Papst gibt es für die Sparte laut der Suchmaschine Google noch nicht. Nur ein Franziskus-Tierheim taucht auf, was für den Neubau des Landratsamtes ein durchaus passender Name wäre. Abgesehen davon, dass er „frei“ bedeutet, löst er sofort Assoziationen an Franz von Assisi aus. Und Bescheidenheit kann im emotionalen Tierschutzbereich nur von Vorteil sein.

Die Grafenauer müssen sich momentan in Geduld üben. „Was lange währt, wird endlich wahr“, hatte sich der Bürgermeister Martin Thüringer schon gefreut. Denn die Kommune will ihr Gewerbegebiet erweitern. Zwar ist den Plänen nicht der Baustopp-Papst in die Quere gekommen (die Zauneidechse), aber die Wechselkröte. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass sie ihre grüne Haut von hell auf dunkel und wieder zurück färben kann und leicht giftig ist. Derzeit finden Grabungen statt, weil sich die Amphibien im Winterquartier befinden. „Wir haben aber bis jetzt noch keine Kröte gefunden“, berichtete der Ortsbaumeister. Trotzdem hält ein extra errichteter Zaun die geschützten Tiere davon ab, auf die Baustelle einzudringen.

Kandidat muss eine Kröte schlucken

Ein solche Konstruktion hätte sich Ingolf Welte um Nufringen gewünscht. Der bei der Bürgermeisterwahl fast siegreiche Polizeihauptkommissar musste jetzt sogar eine Kröte schlucken: Am Montag hat die Kämmerin und stellvertretende Bürgermeisterin von Grafenau ihre Bewerbung für den zweiten Wahlgang eingereicht. Weil sie für Beständigkeit stehe und erst seit zwei Jahren vom Nufringer Rathaus nach Grafenau gewechselt ist, musste sie lange darüber nachdenken, ob sie ihre Haut schon wieder wechseln will. Aber Nufringen liegt ihr halt „persönlich sehr am Herzen“, ist ihr nach der ersten Wahlrunde doch klar geworden.

Mit Herz erwärmenden Heimatgefühlen überschüttet Bernd Vöhringer derzeit auch seine Bürger. Auf den Latz für die jüngsten Neubürger folgt die Neuauflage einer Christbaumkugel. Nachdem im vergangenen Jahr das Schmuckstück gleich ausverkauft war, hat die Wirtschaftsförderung dieses Mal mit 300 Exemplaren die dreifache Menge geordert. Sindefingen besinnt sich auf seine Stärken – das Shopping. Und der Oberbürgermeister verspricht seinen Schäfchen den Himmel auf Erden: Nachdem die Breuninger-Erweiterung durch ist, hat er kürzlich siegessicher verkündet, dass es trotz gegenteiliger Gerichtsurteile künftig auch wieder verkaufsoffene Sonntage geben wird.