Der CDU-Kreischef Stefan Kaufmann setzt mit Seiteneinsteiger Sebastian Turner alles auf eine Karte. Ein Kommentar von Thomas Braun.
Stuttgart - Der Personalvorschlag des CDU-Kreisvorsitzenden für die OB-Wahl im Herbst ist ebenso mutig wie riskant. Mutig deshalb, weil er mit Sebastian Turner einen respektablen Bewerber präsentiert, der der Sehnsucht vieler Bürger nach einem über parteipolitischen Ränkespielen stehenden Intellektuellen Rechnung trägt. Riskant deswegen, weil dem Unternehmer aus der Werbebranche jegliche Erfahrung in der Führung einer öffentlichen Verwaltung fehlt und er überdies zumindest an der hiesigen CDU-Basis weitgehend unbekannt ist.
Zwar hat Turner eine überaus erfolgreichen Karriere als Werbeprofi hinter sich und gilt als unabhängiger, politisch interessierter und kluger Kopf. Dies ersetzt aber weder politische Erfahrung noch programmatische Inhalte. Nicht wenige in der CDU prophezeien dem von Stefan Kaufmann zum „Menschenfischer“ hochstilisierten Seiteneinsteiger daher eine Bruchlandung auf dem ungewohnten kommunalpolitischen Parkett. Ganz zu schweigen von der politischen Konkurrenz, die freilich erst einmal selbst zeigen muss, dass sie über ein geeignetes Personalreservoir verfügt.
Der Kreisvorsitzende setzt mit seinem im Alleingang aus dem Hut gezauberten Wunschkandidaten alles auf eine Karte. Sollte Turner beim Nominierungsparteitag am 17. März gegen einen möglichen Gegenkandidaten unterliegen, wäre vor allem einer beschädigt: Stefan Kaufmann. Dies gilt in noch viel stärkerem Maß für den Fall, dass Turner tatsächlich zum Kandidaten der CDU gewählt wird, dann aber bei der Volkswahl im Herbst gegen einen von Grünen und SPD unterstützten Bewerber unterliegt. Dann wäre nicht Turner, sondern Kaufmann der Sündenbock für die Partei, die sich nach den verloren gegangenen Kommunal- und Landtagswahlen dringend ein Erfolgserlebnis wünscht.