Der Rückzug von Steve Jobs als Apple-Chef könnte die USA in eine noch größere Krisenstimmung versetzen, meint StZ-Korrespondent Andreas Geldner.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Washington - Der Abgang von Steve Jobs macht deutlich, was der amerikanischen Wirtschaft in den vergangenen Jahren zunehmend verloren zu gehen drohte. Im einstigen Land der Garagenfirmen, der Querdenker und Individualisten, denen es erst um die Produkte ging und dann um die Quartalszahlen, haben in den großen Firmen immer mehr die Zahlenanalytiker und Finanzjongleure die Oberhand gewonnen.

 

Ohne diesen Trend sind weder die jüngste Finanzkrise zu erklären noch die Tatsache, dass viele amerikanische Unternehmen zurzeit auf Bergen von Liquidität sitzen und nicht riskieren, sie produktiv zu investieren. Statt Innovationen kommen aus dieser Ecke vor allem laute Klagen über die amerikanische Politik. Jobs war anders. Er war ein Besessener, dem es wirklich darum ging, die Welt zu verändern. Vielleicht hat sein schon mehr als ein halbes Jahrzehnt andauerndes Ringen mit dem Krebs, diese Lebenshaltung noch intensiviert.

Nicht sein Instinkt, der ihn vor allem zu Anfang seiner Karriere auch gelegentlich im Stich ließ, sondern seine Risikobereitschaft haben ihn zu einem großen Unternehmer gemacht. Er hat Apple damit ein unverwechselbares Profil gegeben. Nicht nur clevere Werbekampagnen, sondern auch die von ihm verkörperte Unternehmensidentität, haben einen loyalen Kundenstamm herangezogen, der bei den neuesten Errungenschaften aus dem Haus Apple nicht zuallererst auf dem Preis schaut. Vieles am Jobs-Kult mag nur auf einem Mythos basieren. Es ist auch im Hause Apple nicht alles Gold, was glänzt. Aber Mythen gehören zur Konsumkultur. Der Charismatiker und ewige Optimist Jobs wird seinem in Krisenstimmung versinkenden Land wirklich fehlen.