Der Versuch, die Sauberkeit der Abgase mit Hilfe von inhalierenden Affen zu belegen, ist schon bizarr genug. Nun sollen die Forscher auch mit Menschen experimentiert haben. Die Lobbyarbeit der Autokonzerne muss systematisch durchleuchtet werden, meint StZ-Autor Andreas Müller.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Das hat den deutschen Autokonzernen gerade noch gefehlt: Auf den Dieselskandal folgt nun ein PR-Gau wegen der Methoden, mit denen sie Imagepflege für den Diesel betrieben. Ein von ihnen finanzierter Verein sollte wissenschaftlichen Geleitschutz bei den Bemühungen geben, die Vorzüge des Selbstzünders herauszustreichen und dessen Schattenseiten zu relativieren. Das geht nun gleich mehrfach nach hinten los.

 

Der Versuch ist schon bizarr genug

Der Versuch, die Sauberkeit der Abgase mit Hilfe von inhalierenden Affen zu belegen, ist schon bizarr genug. Noch grotesker wird er durch den Umstand, dass offenbar ein manipulierter VW-Diesel zum Einsatz kam, dessen Werte nur auf dem Prüfstrand so niedrig waren. Somit wäre das Ergebnis ohnehin wertlos gewesen. Was Wunder, dass die Öffentlichkeit empört reagiert, vorneweg aufgebrachte Tierschützer.

Nicht minder problematisch erscheint ein von dem Lobbyverein gefördertes Experiment, bei dem sogar Menschen dem Reizgas Stickstoffdioxid ausgesetzt wurden. Auch wenn man das ethisch vertretbar finden sollte, erscheint die Deutung der mageren Befunde höchst fragwürdig; selbst der verantwortliche Forscher warnt davor, sie etwa als Entwarnung für Gesundheitsrisiken zu werten.

Die Lobbyarbeit muss systematisch durchleuchtet werden

Die zerknirschten Kommentare der Autokonzerne sind nur zu angebracht. Doch die angekündigte Aufarbeitung darf sich nicht nur auf ein oder zwei Laborversuche beschränken. Die gesamte Lobbyarbeit der Branche gehört systematisch durchleuchtet – so schmerzhaft das werden mag.