Bei den Dispo-Zinsen ist mehr Transparenz notwendig. Aber auch der Verbraucher ist in der Pflicht: Er muss die Angebote besser vergleichen, kommentiert StZ-Redakteur Klaus Dieter Oehler.

Stuttgart - Ilse Aigner hat – wie Politiker das gerne in den Sommermonaten tun – mal wieder ein populäres Thema aufgegriffen. Die Zinsen, die Banken ihren Kunden für die Überziehung des Girokontos berechnen, seien viel zu hoch, klagt die Verbraucherschutzministerin. Sie stützt sich dabei auf eine Studie, die belegt, dass Zinssätze von zehn bis über 14 Prozent weder durch die dafür erforderliche Arbeit noch durch das damit verbundene Ausfallrisiko zu rechtfertigen seien. Der Beifall des Publikums ist ihr sicher, zumal schon im vergangenen September die Stiftung Warentest die überhöhten Dispozinsen gegeißelt hatte und die Banken seither ihre Praktiken offensichtlich nicht geändert haben.

 

Natürlich ist die Aufregung verständlich, dass ein Bankkunde für einen kurzfristigen Kredit so hohe Zinsen zahlen soll, während sich die Banken derzeit fast zum Nulltarif Geld besorgen können. Gerade wegen des historisch niedrigen Zinsniveaus wäre es sicher angebracht gewesen, wenn die Kreditinstitute nicht nur die Konditionen für das ihnen von den Sparern anvertraute Geld gesenkt hätten, sondern auch bei den Kreditzinsen ihren Finanzierungsvorteil weitergereicht hätten. Dabei darf man allerdings nicht übersehen, dass sie das durchaus tun: noch nie war es so günstig, eine Immobilie zu finanzieren. Und auch bei Ratenkrediten sind die Konditionen durchweg günstiger geworden.

Auch die Verbraucher selbst müssen lernen

Der Dispositionskredit ist daher ein Sonderfall, auch wenn jeder vierte Bundesbürger ihn immer mal wieder in Anspruch nimmt und sich die Gesamtsumme auf etwa 40 Milliarden Euro belaufen soll. Der hohe Zinssatz solle gerade dazu dienen, dass Bankkunden nicht zu leicht in die Schuldenfalle geraten, betonen die Finanzinstitute. Daher biete man, meistens rechtzeitig, die Umwandlung in einen günstigeren Privatkredit an.

Viel Lärm um nichts, also? Die Ministerin jedenfalls will es bei der Mahnung belassen, sucht das Gespräch mit den Banken und lehnt eine gesetzlich festgelegte Obergrenze ab. Die Opposition fordert dagegen mehr Schärfe und will die Banken auch hier enger an die Kandare nehmen. In der Tat sollten die Banken von sich aus handeln. Schon bei der Einführung von kostenlosen Girokonten fehlt oft die Transparenz. In vielen Fällen bekommt nur der die besseren Konditionen, der sie nachdrücklich einfordert. Und auch die Regeln für die Kosten einer vorzeitigen Ablösung von Krediten sind nicht immer nachvollziehbar. Da drängt sich der Verdacht auf, dass man die Unwissenheit der Kunden nutzen will, um die eher mageren Renditen im Privatkundengeschäft aufzubessern.

Doch auch die Verbraucher selbst müssen lernen. Während sie beim Autokauf auf jeden kleinen Zusatzposten achten und mit dem Händler darüber verhandeln, nehmen sie bei den Kreditinstituten in der Regel alles hin. Dabei ist gerade in Deutschland der Wettbewerb zwischen Banken, Direktbanken, Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken so ausgeprägt wie in kaum einem anderen Land. Es lohnt sich daher, auch bei Finanzprodukten die Konditionen vor Vertragsabschluss genau zu vergleichen.