Die Kurse steigen unaufhaltsam, ein Rekord jagt den nächsten – Privatanleger schauen aber allzu oft nur zu. Woran liegt diese Zurückhaltung? Ein Kommentar von StZ-Redakteur Klaus Dieter Oehler.

Frankfurt - Ein Rekord jagt den anderen. Am Freitag knackte der Deutsche Aktienindex (Dax) zum ersten Mal in seiner 25-jährigen Geschichte die Marke von 9000 Punkten. Und die Investoren jubeln, sie gehen davon aus, dass die Kurse weiter steigen werden, 10 000 Punkte sind für sie schon in Sichtweite, ganz Mutige sprechen gar schon von 20 000 Punkten.

 

Und dennoch ist die Börse zumindest in Deutschland eher etwas für Profis. Der deutsche Sparer vertraut sein Geld trotz der niedrigen Zinsen noch immer am liebsten dem Sparbuch an, legt es in langfristige Vorsorgepläne oder Versicherungen an. Ja, mehr als die Hälfte der Sparer verzichtet sogar ganz auf Zinserträge und lässt das Geld auf dem Girokonto oder gar in der Schublade zu Hause, wie eine aktuelle Umfrage der Commerzbank-Tochter Comdirect zum Weltspartag aufgezeigt hat. Da helfen alle Statistiken nichts, die aufzeigen, dass die Aktienanlage sich über einen längeren Zeitraum immer als rentabler erwiesen hat als viele andere Sparformen. Da hilft auch nicht die Erklärung der Profis, dass die Kurse am deutschen Aktienmarkt noch immer Luft nach oben haben, weil sie noch nicht das Niveau erreicht haben, das sie im Jahr 2000 hatten, wenn man die Dividendenzahlungen herausrechnet.

Woran liegt diese Zurückhaltung? Zum einen haben deutsche Kleinanleger offenbar den Schock noch nicht verdaut, den sie durch den Zusammenbruch des Neuen Marktes Anfang des Jahrtausends erlitten haben. In der Folge ging die Zahl der Aktienbesitzer von 13 auf neun Millionen zurück. Zum anderen aber sind viele Sparer der Überzeugung, dass sie nicht rechtzeitig auf Marktbewegungen reagieren können, weil die professionellen Investoren mit einer Flut von diversen Finanzinstrumenten jede Kursbewegung in ganz kurzer Zeit beschleunigen können. Richtig ist, dass es keine Gewinngarantie gibt. Richtig ist auch, dass weder die Schule noch sonstige Bildungseinrichtungen in der Breite über die Vor- und Nachteile der Aktienanlage aufklären. Als Teil eines vernünftigen Anlagekonzepts eignet sich die Aktie aber sehr wohl – man muss aber Geduld mitbringen und darf nicht auf der Jagd nach dem schnellen Geld sein.