Was draufsteht, muss auch drin sein: Das neue Lebensmittelportal ist kein moderner Pranger, meint StZ-Redakteurin Barbara Thurner-Fromm.

Berlin - Was auf einem Produkt draufsteht, muss auch im Produkt drin sein: die Forderung von Verbraucherministerin Ilse Aigner hört sich wie eine Binsenweisheit an - sie ist es aber nicht. Denn Konsumenten werden oft an der Nase herumgeführt; meist so trickreich, dass es zwar ärgerlich, aber nicht immer justiziabel ist.

 

Mit dem neuen Verbraucherportal haben Politik und Verbraucherschutzzentralen nun ein Mittel gefunden, dem Problem zu Leibe zu rücken. Denn es ermöglicht den Kunden nicht nur, ihre Kritik an sachkundiger Stelle loszuwerden und damit Verbrauchermacht zu organisieren. Es bietet zudem Informationen für jeden, der kundig und bewusst einkaufen will. Reell arbeitende Produzenten und ehrliche Kaufleute müssen sich davor nicht fürchten.

Deshalb ist auch der Vorwurf der Lebensmittelbranche falsch, das neue Portal sei ein moderner Pranger. Denn Vorwürfe werden von den Verbraucherzentralen überprüft und moderiert, die Hersteller sollen sich dazu äußern und können öffentlich ihre Sicht darlegen. Allerdings kann es durchaus sein, dass die über das Portal neu gewonnenen Erkenntnisse über kurz oder lang auch die Politik zwingen könnten, sich an die eigene Nase zu fassen. Denn wenn das Argument der Kritiker stimmt, man halte sich an Recht und Gesetz, kann ja auch dort Nachbesserungsbedarf bestehen.