Es kam, wie es kommen musste: Annette Schavan ist von ihrem Ministeramt zurückgetreten. Aber es ehrt Schavan, dass sie dem Land, ihrer Partei und ihrer Chefin eine zähe Debatte erspart hat, meint Armin Käfer in seinem Kommentar.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Berlin - Es kam, wie es kommen musste. Annette Schavan sah sich nun doch zu einem schnellen Rücktritt veranlasst. Die Kanzlerin hatte ihr eine kurze Schonfrist gewährt: Die Bildungsministerin konnte ihre letzte Dienstreise mit Anstand beenden. Schavan hat diesen Aufschub klug genutzt – und zuletzt auch nicht den Eindruck aufkommen lassen, sie hätte von ihrer Busenfreundin Merkel aus dem Amt gedrängt werden müssen. Im Gegenteil: beide haben den unvermeidlichen Rückzug so inszeniert, dass der Eindruck bleibt, die Ministerin habe kraft souveräner Einsicht so entschieden. Es ehrt Schavan, dass sie dem Land, ihrer Partei und ihrer Chefin eine zähe Debatte über die Frage erspart hat, ob eine degradierte Akademikerin mit storniertem Doktortitel, die sich Betrugsvorwürfen zu erwehren hat, länger Wissenschaftsministerin sein kann. Der Abgang war unausweichlich.

 

Noch der letzte Akt, der finale Auftritt im Kanzleramt zeugt von einem unverbrüchlichen Vertrauensverhältnis, das die beiden CDU-Frauen verbindet. Keinem anderen Minister, der vorzeitig aus dem Amt schied, hat die Kanzlerin eine Eloge hinterher gerufen, die von größtem Respekt zeugt. Den verdient Schavan allemal – weniger für ihre Doktorarbeit, aber ganz gewiss für ihre politische Lebensleistung, die Leidenschaft und Beharrlichkeit, mit der sie ihre Ziele verfolgte, ihre Art der Amtsführung und den Stil, den sie auch in diesem Moment größter Schmach bewies. Sie verzichtete auf jegliche Larmoyanz, ließ sich nicht zu selbstgerechten Abschiedsworten hinreißen – dass sie sich juristisch gegen den Titelentzug zur Wehr setzen will, ist ihr gutes Recht. Für eine Frau wie Schavan ist das jetzt die Höchststrafe: Ihr wissenschaftlicher Ruf zunichte, das Amt verloren, die Karriere zerstört – sie hat für ihre akademischen Jugendsünden einen immensen Preis zu bezahlen.