Eine Debatte um die Bäderstruktur in der Region muss man sich erst einmal leisten können, meint Redakteur Thomas Braun.

Stuttgart - Noch steht nicht fest, ob Sindelfingen einem millionenschweren Investor den Auftrag zum Bau eines Erlebnisbades erteilt, da schlagen die Wogen in der Region schon hoch. Der Standortwettbewerb der Kommunen in der Region hat längst auch den Freizeitbereich erfasst. Eine übergeordnete Planung gibt es nicht, die Region hat in diesem Bereich politisch keine Kompetenzen. Die Folge ist ein Wildwuchs, in dem die Städte versuchen, sich gegenseitig zu übertrumpfen – aus Sicht der örtlichen Tourismusmanager ein Ärgernis.

 

Prompt drängt sich die Frage auf, wie Stuttgart auf diese Entwicklungen reagieren soll. Etwa ein eigenes Spaßbad auf den Weg bringen, um nicht ins Hintertreffen zu geraten? Mit fünf Freibädern, acht Hallenbädern sowie drei Mineralbädern (das Berg wird bekanntlich derzeit renoviert) ist die Landeshauptstadt eigentlich gut aufgestellt. Zivile Eintrittspreise ermöglichen, dass sich alle Bevölkerungsschichten ins kühlende Nass stürzen können. Und das Angebot ist vielfältig: Es gibt Bäder mit Rutschen und Sprungtürmen, aber auch solche, die überwiegend den Schwimmern vorbehalten sind. An Erlebnissen herrscht also kein Mangel. Wer mehr Eventcharakter braucht, wird in der Region fündig.

Andernorts in der Republik wäre man um eine so vielfältige Bäderlandschaft froh

Dass die Bäderbetriebe regelmäßig Verluste einfahren, ist wie bei anderen Einrichtungen der kommunalen Daseinsfürsorge nichts Ungewöhnliches. Investitionen wie beim Mineralbad Berg schlagen dabei ebenso zu Buche wie Einnahmeausfälle durch schlechtes Wetter. Viele andere Städte und Gegenden in Deutschland müssen eine Debatte wie jene, die nun in der Region anzuheben scheint, jedenfalls als das empfinden, was sie ist: ein echtes Luxusproblem. In Berlin oder Köln würde man sich glücklich schätzen, Bäder in dieser Vielfalt und Qualität zu haben.