Der geforderte Kurswechsel in der Flüchtlingspolitik würde eher der AfD nützen, kommentiert unser Politikredakteur Christopher Ziedler.

Berlin - Im Weltbild der AfD, aber auch von Teilen der CSU ist Deutschland offen wie ein Scheunentor – mit allen Risiken und Nebenwirkungen. Ein Kurswechsel in der Flüchtlingspolitik ist deshalb für die bayerische Schwester von Angela Merkels Kanzlerpartei mehr denn je das Gebot der Stunde – für jene, die aus Protest die Alternative für Deutschland gewählt haben, sowieso. Die laute Forderung nach einem Kurswechsel freilich verkennt, dass er im Verlauf der vergangenen Monate längst vollzogen wurde. Die Angela Merkel des Spätsommers 2016 vertritt eine viel restriktivere Linie als dieselbe Kanzlerin noch vor Jahresfrist: Die Flüchtlingszahlen sind massiv zurückgegangen, es werden viel mehr Menschen abgeschoben, teilweise in Staaten mit zweifelhaftem Ruf in Sachen Menschenrechte. Die Balance zwischen Humanität und Sicherheit hat sich längst schon verschoben.

 

Die CDU wäre daher schlecht beraten, dem Ruf nach noch mehr Härte nachzugeben. Erstens, weil viele beschlossene Maßnahmen noch gar nicht wirken. Zweitens zeigt die Erfahrung, dass die Wähler lieber dem Original die Stimme geben als jenem, der versucht, es zu kopieren. Und drittens geht es vielen Kritikern nicht um die Sache, sondern allein um Merkels Kopf – als Strafe dafür, überhaupt so viele Menschen nach Deutschland hineingelassen zu haben.