Die Rentenversicherung steht trotz stürmischer Zeiten sehr robust da. Das Modell empfiehlt sich zur Nachahmung, meint Roland Pichler.

Berlin - In der Rentenpolitik ist Vertrauen das wichtigste Kapital. Deshalb ist es ein Erfolg, wenn sich die Rentenversicherung inmitten der Turbulenzen an den Finanzmärkten in so guter Verfassung befindet wie lange nicht mehr. Kein anderer Zweig der Sozialversicherung verfügt über so hohe Finanzreserven. Nun kommt es in der Sozialversicherung zwar vor allem darauf an, was sie ihren Kunden bietet. Dennoch ist Solidität keineswegs selbstverständlich. Nach einer langen Phase der Stagnation wusste die Rentenversicherung im Jahr 2005 nicht, wie sie die Ausgaben des nächsten Monats bestreiten sollte. Damals musste der Bund zu Hilfe eilen.

 

Aus diesen Erfahrungen hat die Politik gelernt. Sie beweist bei der Steuerung der Sozialversicherung einen langen Atem. Ein Fortschritt ist jedenfalls, dass es bisher keine Versuche gab, den Geldschatz der Rentenkasse für andere Zwecke zu heben. Diese Zurückhaltung ist lobenswert. Sie erhöht die Chancen, dass die Rentenkasse auch schwierigere Zeiten ohne Blessuren überstehen kann. Die starke Stellung ist zwar nur eine Momentaufnahme. Das Modell empfiehlt sich aber in anderen Bereichen zur Nachahmung: In guten Zeiten sollten öffentliche Kassen Reserven anlegen, um für einen späteren Abschwung gerüstet zu sein. Besonders die Finanzindustrie könnte aus diesem Prinzip lernen.