Die Landespartei hat den Sprung in die Regierungsverantwortung geschafft. Doch die Jusos müssen endlich erwachsen werden, fordert StZ-Landeskorrespondent Reiner Ruf.

Wiesloch - Der große Knall ist ausgeblieben. Erleichtert bescheinigte SPD-Landeschef Nils Schmid seinen Mitstreitern nach dem Wieslocher Parteitag die Regierungsfähigkeit. Damit liegt er nicht falsch. Die Genossen bewiesen eine für sie nicht selbstverständliche Selbstbescheidung und segneten den Kurs des Vizeministerpräsidenten ab: Verschuldung ist unsozial, wer die Verschuldung verringern will, kommt an Personaleinsparungen im Landesetat nicht vorbei, auch wenn das weniger Lehrerstellen bedeutet. Weniger Schüler, weniger Lehrer – was für den unbefangenen Beobachter unspektakulär erscheint, ist für die Bildungs- und Lehrerpartei SPD eine Kraftanstrengung. Es bedurfte keines Hörgeräts, um das Grummeln in den Reihen der Delegierten zu vernehmen. Ausgestanden ist der Konflikt noch nicht. Und auch der Beifall für Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer war nichts anderes als ein Vorschuss, den sie bald zurückzahlen muss.

 

Der Unmut entlud sich bei Innenminister Reinhold Gall, der seine Niederlage im Streit über Alkoholverbote stoisch hinnahm. Ihm war die Rolle des Blitzableiters zugedacht. Die pubertierenden Jusos aber werden, wenn sie einmal erwachsen werden, auch keine Lust mehr haben, jedes Wochenende den Urin der Betrunkenen von ihren Hauswänden abzuwaschen.