Weshalb geht der eine wählen? Was schreckt den anderen ab? Drei Generationen erzählen, warum sie überzeugte Wähler oder Nichtwähler sind. Heute im Fokus: Die Generation der Erstwähler.

Stuttgart - Den Entschluss zu wählen, trifft jeder Bürger für sich. Weshalb geht der eine wählen? Was schreckt den anderen ab? Drei Generationen erzählen, warum sie überzeugte Wähler oder Nichtwähler sind. Heute im Fokus die Erstwähler Konrad Storch und Christina Holzner.

 

Warum hast Du dich entschieden zu wählen bzw. nicht zu wählen?

Konrad (Wähler): Meine Stimme soll nicht der Partei zugerechnet werden, die am meisten Stimmen bekommt  Ich will wenigstens versuchen die Politiker zu stärken, die meiner Meinung am ehesten entsprechen.

Christina (Nichtwählerin):  Ich bin politisch nicht interessiert. Mir fehlt der Durchblick über die Ziele der Parteien. Deshalb habe ich keine Lust, etwas zu wählen, hinter dem ich nachher nicht stehe.

Wie wichtig ist für Dich die Kommunalpolitik?

Konrad (Wähler): Relativ wichtig, weil ich hier lebe und die Kommunalpolitik mein Umfeld beeinflusst.  Hinzu kommt, dass ich als stellvertretender Jugendrat ein besonderes Interesse an den Entscheidungen im Stuttgarter Rathaus habe.

Christina (Nichtwählerin): Von der Kommunalpolitik bekomme ich nichts mit, außer den Wahlplakaten und der Werbung, die jetzt den Briefkasten füllt. Manchmal wünsche ich mir, dass sich Kommunalpolitiker mehr für Nachtbusse einsetzen, die nicht nur am Wochenende fahren. Da hätte ich dann wenigstens etwas davon.

Ist das Wahlrecht eine „Bürgerpflicht“?

Konrad (Wähler): Jeder soll das machen, was er für richtig hält.

Christina (Nichtwählerin): Das klingt so erzwungen – „Bürgerpflicht“. Jeder trifft seine eigenen Entscheidungen. Ich kenn mich halt nicht aus. Da ist es doch besser sich zu enthalten, als für irgendetwas zu stimmen, das ich nach der Wahl nicht mehr vertreten kann.

Funktioniert Stuttgart auch ohne Wahlen?

Konrad (Wähler): Demokratie funktioniert nicht ohne Wahlrecht, weil es ein fester Bestandteil unseres Mitspracherechts ist.

Christina (Nichtwählerin): Stuttgart kann nur funktionieren, wenn diejenigen, die sich mit Politik befassen, auch entscheiden, wer im Rathaus sitzt und wer nicht. Ich bin zu wenig informiert, als dass ich eine Stimme abgeben könnte.

Was hältst Du von den Nichtwählern bzw. Wählern?

Konrad (Wähler): Ich versuche die Leute davon zu überzeugen, dass sie wählen gehen – aber wenn sie nicht wollen, dann ist das auch okay.

Christina (Nichtwählerin):  Es gibt Wähler, die sich richtig gut auskennen und es gibt Wähler, die nur mitreden wollen, ohne sich zu informieren.  Die wissen dann gar nicht, was sie wählen. Und es gibt die Wähler, die einen Wahlzettel mit Absicht ungültig machen. Das finde ich unsinnig.

Ist das Kommunalwahlrecht zu kompliziert?

Konrad (Wähler): Für Erstwähler auf jeden Fall. Ich selber habe lange gebraucht um zu verstehen, was Panaschieren und Kumulieren ist. Obwohl das eigentlich gar nicht so schwer ist, bedeuten die vielen verschiedenen Wahlmöglichkeiten doch eine Hürde für viele Jugendlichen zur Wahl zu gehen.

Christina (Nichtwählerin): Wenn ich wüsste, welcher Partei ich meine Stimme gebe, dann würde ich mich auch mit dem Wahlrecht auseinandersetzen. Die schwierigen Regeln bei der Wahl dürfen jedenfalls nicht alleine der Grund sein, nicht zur Wahl zu gehen.

Was ist Eure Botschaft an die Nichtwähler bzw. an die Wähler?

Konrad (Wähler): Wenn Ihr nicht wählt, dann meckert auch nicht rum!

Christina (Nichtwählerin): Gut, dass ihr wählt. Aber wenn ihr wählt, dann müsst ihr auch dahinter stehen und nicht nur aus dem Grund wählen, dazu zu gehören.

Welche Themen soll der neue Gemeinderat als Erstes anpacken?

Konrad (Wähler): Es gibt zu wenig schöne Plätze für Jugendliche in Stuttgart, die so eingerichtet sind, dass sie sie nutzen möchten. Mein Traum wäre ein Grillplatz am Bismarckturm. Dafür möchte ich mich auch im Jugendrat einsetzen. 

Christina (Nichtwählerin): Wenn ich mal ein Date habe, dann will ich nicht immer ins Kino oder in den Park. Oft wissen wir Jugendlichen dann nicht wohin. Im Urlaub habe ich mal eine „Silence Disco“ kennengelernt. Das war auf einem schönen Platz. Jeder hörte mit Kopfhörern entspannende Musik und wer sich unterhalten wollte, nahm einfach die Kopfhörer raus. So was wäre doch mal eine coole Sache, oder?

Wirst Du Deine Entscheidung bereuen, gewählt zu haben bzw. nicht gewählt zu haben?

Konrad (Wähler): Ich werde froh sein, dass ich meinen Teil zur Demokratie beigetragen habe und nichts bereuen.

Christina (Nichtwählerin): Ich glaub nicht, dass ich es bereuen werde, nicht gewählt zu haben, aber vielleicht bin ich mit dem Ergebnis unzufrieden.