60 Stimmen, zwei farbige Zettel und eine Wählerschaft, die sich Gedanken über ihre Stadt macht: So sieht es am Sonntag in den Stuttgarter Wahllokalen aus.

Stuttgart - Wählen vor dem Frühstück: Am Sonntagvormittag sieht es in den Stuttgarter Wahllokalen, wo heute nicht nur das europäische Parlament, sondern auch der neue Gemeinderat und die Regionalversammlung gewählt werden, fast so entspannt aus wie bei einem Familienspaziergang. Mit orangefarbenen und gelben Zetteln zur Kommunalwahl in der Hand schlendern die Menschen – oft in kleinen, gut gelaunten Gruppen – Richtung Wahlurne, gehen auf dem Rückweg beim Bäcker vorbei oder drehen mit den Laufrädern der Kleinen eine Runde in der Sonne. Kann soviel Wohlfühlklima überhaupt politisch sein?

 

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Viele Menschen wählen themenbezogen

Absolut. Denn wenn es um die eigene Stadt geht, schauen viele Wähler scheinbar besonders präzise darauf, wo ihre Interessen am besten vertreten werden. Auch wer sich tendenziell eher als Stammwähler bezeichnet, hat unserer Umfrage nach auf kommunaler Ebene vor allem für einzelne Themen oder Kandidaten gestimmt. Nur wenige geben an, ihre Stimmen an nur eine Liste vergeben zu haben.

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„Es geht mir hier um meine Stadt“, sagt zum Beispiel Jens Brunne, der gemeinsam mit seiner Familie im Heusteigviertel lebt. „Ich lege deshalb Wert auf bestimmte Themen: Verkehr zum Beispiel. Oder die Luftqualität und bezahlbarer Wohnraum.“

Klima, Fahrradwege und Feinstaub

So ähnlich sehen das die meisten der befragten Wähler. Gerade die Stuttgarter Dauerbrenner haben viele von ihnen auch bei der Kommunalwahl thematisch umgetrieben: In unserer Umfrage wünschen sich die einen mehr Fahrradwege und angenehmere Grünflächen, auf denen sie im Sommer entspannt im Freien sein können. Die anderen ärgern sich über die Dieselfahrverbote, beschweren sich über die Feinstaubbelastung und träumen von einer konsequenteren Klimapolitik.