Nach der Kommunalwahl legen sich CSU und SPD die Dinge zu ihren Gunsten aus. München ist für die CSU wieder nicht gewonnen. Und in Nürnberg holt die SPD mit Ulrich Maly ein CSU-Ergebnis. Aber Stimmenkönig ist ein ganz anderer.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

München - Peter Gauweiler wäre nicht Peter Gauweiler, wenn er nicht nach der Münchner Oberbürgermeister-Wahl direkt gewusst hätte, wie man am besten zündelt. Da weder der SPD-Kandidat Dieter Reiter (40,4 Prozent) noch der CSU-Mann Josef Schmid (36,7) die absolute Mehrheit gewinnen konnten und in zwei Wochen noch einmal zur Stichwahl antreten müssen und zudem die CSU im Stadtrat wohl die SPD als stärkste Fraktion ablöst, brachte Gauweiler, der alte Taktiker, schon mal das Wort „Große Koalition“ ins Spiel.

 

Aber die SPD wird den Teufel tun – und sich wohl wieder mit den Grünen zusammenraufen. Gemeinsam regiert man schließlich seit 20 Jahren, und Sabine Nallinger, der Kandidatin der Grünen, kann nach einem mäßigen persönlichen Ergebnis (14,7 Prozent), aber einem sehr guten für ihre Partei (15,3) eigentlich nichts besseres passieren, als mehr Einfluss zu gewinnen in einem Bündnis, das schon viele Belastungsproben ausgehalten hat. Am Ende wird in München fast alles bleiben, wie es ist, nur dass die Grünen etwas mehr zu sagen haben – eine Einsicht, die Christian Ude, der scheidende OB, am Wahlabend den Seinen hinterließ.

Wahlbeteiligung landesweit sehr gering

Die CSU also hat in München immerhin nach 30 Jahren einmal eine Stichwahl erzwungen und auch sonst im Land relativ ordentlich abgeschnitten, wenn auch nicht derart glanzvoll, wie noch bei der Landtagswahl. Wo verlieren ausdrücklich erwünscht war hingegen – nämlich bei der Landratswahl in Miesbach, dort ging es um den sagenhaften Selbstbediener Josef Kreidl – wurde verloren – und zwar haushoch. Falsch verstandene Nibelungentreue ist auch auf dem Land längst ausgestorben. Leider machten insgesamt nur knapp über 40 Prozent von ihrem Wahlrecht bei der Kommunalwahl überhaupt Gebrauch; in einer Metropole wie München interessierten sich exakt 42 Prozent dafür, wer die Geschicke der Stadt demnächst lenkt. Das geht in eine ganz falsche Richtung.

Am Tag danach legten sich – bis auf die Liberalen, die vollends marginalisiert sind im Freistaat – vor allem die großen Parteien, aber auch Freie Wähler und Grüne die Dinge rückblickend und vorausschauend jeweils sehr günstig aus. Von Verlierern sprach eigentlich keiner. Hatte es überhaupt welche gegeben? Die SPD hatte am meisten Freude an den schon fast monströsen, ja CSU-mäßigen Siegen ihrer Oberbürgermeister-Bewerber in Nürnberg und Fürth. Ulrich Malys 68 Prozent erfuhren in Fürth noch eine Steigerung, wiewohl Thomas Jung dort „nur“ auf 73 Prozent kam, das waren vor sechs Jahren noch sechs Punkte mehr gewesen. Zu den erfolgreichen Sozialdemokraten gesellte sich Jürgen Dupper in Passau (64,7) – das war auch die Anerkennung für sein gutes Krisenmanagement während der Hochwasserzeit.

Landrat der Freien Wähler holt 96,4 Prozent

Würzburg wiederum scheint in die Hände der CSU übergehen zu wollen, auch dort muss man indes auf die Stichwahl warten. Schmerzlich für die Christsozialen ist wiederum, dass es eine solche Wahl auch in Regensburg gibt – und zwar mit einem Beteiligten der SPD – Joachim Wolbergs – , der am Sonntag schon auf nie erwartete 49,96 Prozent kam. 21 Stimmen fehlten ihm zum Sieg. In Regensburg – wo eine sich fast schon kannibalisch bekriegende CSU berüchtigt war in den letzen Jahren – hatte aller Einsatz von Parteiprominenz bis hin zum Seehofer-Gastspiel am Samstag noch nichts gefruchtet. Auch Sigi Balleis, in Erlangen OB der CSU seit 18 Jahren und ein bisschen amtsmüde, bekam die Quittung für zu wenig gezieltes Engagement: nur knapp vierzig Prozent. Balleis schob das hernach auf zu viele Klein- und Kleinstmitbewerber: „Jede Biene sticht“.

Stimmkreiskönig bei den Landratswahlen wurde Klaus Peter Söllner von den Freien Wählern in Kulmbach. Er kam auf 96,4 Prozent – und hatte schon gar keinen Gegenkandidaten mehr. Am knappsten ging es zu in der oberbayerischen Gemeinde Dietramszell, die jüngst wegen eines Streits um die Aufhebung von Hitlers Ehrenbürgerschaft in der Diskussion stand. Dort gewann die amtierende Bürgermeisterin Leni Gröbmaier von der Bürgerliste am Ende mit zwei Stimmen Vorsprung auf den CSU-Kandidaten, der nach einem Zählfehler zuvor schon als Sieger ausgerufen worden war. Sehr lebendige Demokratie also im bayerischen Oberland.