Auf den Fildern war die Union bei Wahlen traditionell immer stark. Kein Wunder also, dass sich gleich eine ganze Reihe von Ex-Stadträten und amtierenden Kommunalpolitikern für eine Kandidatur interessiert.

Stuttgart - Knapp ein Jahr vor der Landtagswahl 2016 dreht sich bei der CDU das Kandidatenkarussell immer schneller. Neben den Neckarvororten und Bad Cannstatt (Wahlkreis IV), wo es zu einem Duell zwischen dem Chef der CDU-Ratsfraktion Alexander Kotz und dem Ex-Landtagsabgeordneten Roland Schmid kommt, sind vor allem die Filder (Wahlkreis II) heiß umkämpft, wo die Union jahrzehntelang mit dem CDU-Urgestein Gerhard-Mayer-Vorfelder und Ex-Minister Christoph Palmer den Ton angab. Mindestens sechs Christdemokraten belauern sich dort gegenseitig vor dem Nominierungsparteitag am 18. April, nachdem zuvor namhafte Kandidaten wie der CDU-Landesvorsitzende Thomas Strobl und Regionalpräsident Thomas Bopp aus unterschiedlichen Gründen von einer Bewerbung Abstand genommen hatten (die StZ berichtete).

 

Aus der Deckung gewagt hat sich bisher aber nur die frühere Stadträtin Stefanie Schorn. Die 39-Jährige hatte am 25. Februar ihre Bewerbung um die Landtagskandidatur angekündigt und dabei auf ihre „einstimmige Nominierung“ durch den Vorstand der CDU-Bezirksgruppe Sillenbuch verwiesen – nicht unbedingt die einflussreichste Untergliederung der Stuttgarter CDU. Schorn ist auch bereits mit einer eigenen Homepage im Internet präsent . Die dreifache Mutter, verheiratet mit dem Sprecher des Sparkassenverbands und Ex-Kampagnenleiter des bürgerlichen OB-Aspiranten Sebastian Turner, Stefan Schorn, steht nach eigenen Angaben prinzipiell „für eine Politik aus der Mitte und für die Mitte“ und ist in der Evangelischen Kirche tief verwurzelt.

Kommt Iris Ripsam aus der Schmollecke?

Ein Durchmarsch wird es für Stefanie Schorn auf dem Parteitag aber nicht – auch wenn am Montag einer der am höchsten gehandelten innerparteilichen Konkurrenten seinen Verzicht auf eine Bewerbung erklärt hat. Der stramm konservative Vorsitzende der Jungen Union (JU), Benjamin Völkel, will sich vorerst auf seine Aufgabe als stellvertretender CDU-Kreisvorsitzender konzentrieren und sich nach Abschluss seines Studiums „beruflich etablieren“, wie der 28-Jährige auf seiner Facebook-Seite mitteilte. Zudem übernimmt die CDU-Nachwuchshoffnung zum 1. April die Büroleitung des CDU-Spitzenkandidaten für die Landtagswahl, Guido Wolf, und soll auch dessen Wahlkampf managen.

Damit wäre der Weg frei für die ebenfalls dem konservativen Stuttgarter Unionslager zugerechnete Stadträtin Iris Ripsam. Doch sie hält sich noch bedeckt. Die einstige Vorsitzende der Rathausfraktion ist in der Kreispartei mittlerweile weitgehend isoliert. Maßgebliche CDU-Funktionäre verübeln ihr bis heute die mangelnde Unterstützung für den gescheiterten OB-Aspiranten Turner; nach der Gemeinderatswahl 2014, bei der sie noch auf CDU-Listenplatz zwei gesetzt worden war, wurde sie ihrer Funktion als bildungspolitische Sprecherin im Verwaltungsausschuss enthoben, schon zuvor war sie als stellvertretende Kreisvorsitzende abgewählt worden. Seither, so Parteifreunde, „ist sie in der Schmollecke“.

Fitnessstudio-Inhaberin aus Möhringen will mitmischen

Damit nicht genug: als potenzielle Bewerber gehandelt werden außerdem die CDU-Stadträte Klaus Nopper, Jürgen Sauer und Carl-Christian Vetter. Ersterem wird parteiintern nachgesagt, er traue sich fast jedes Amt zu. Doch der Jurist Nopper bleibt vorsichtig: „Es ehrt mich, dass ich im Gespräch bin. Ob ich antrete, ist eine andere Frage.“ Und dann wäre da noch die stellvertretende Möhringer CDU-Bezirksbeirätin Angelika Harm. Die Inhaberin eines Fitnessstudios für Frauen ist in der CDU-Mittelstandsvereinigung engagiert, war aber bei der Kommunalwahl 2014 nur auf Rang 28 der CDU-Wahlliste gelandet. Immerhin ist sie als einzige der CDU-Bewerber im Besitz der A- und B-Lizenz für „European Aerobic Instructors“.

Wer das Rennen macht, bleibt bis zum CDU-Delegiertentreffen am 18. April offen. Sicher ist nur: der Sieger bekommt es im Wahlkampf mit einem Hochkaräter der politischen Konkurrenz zu tun: es gilt als sicher, dass die Grünen Landesverkehrsminister Winfried Hermann auf den Fildern ins Rennen schicken.