Die schwedische Band The Horror The Horror hat am Montagabend im Keller Klub die Achtziger mit Indie gemischt – vor genau 16 Zuhörern.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Nordeuropäische, genauer: schwedische Indie-Musik neigt spätestens seit Mando Diao zur Überschwänglichkeit. Große Gefühle mit kleinen Songs, darum ging es viele Jahre lang. Die Band "The Horror The Horror" wollen damit jetzt aufräumen, zumindest ein bisschen. Im Keller Klub hat die fünfköpfige Band am Montagabend dafür einen sechsten Mitstreiter auf die Bühne gestellt, der das Tamburin bediente und einen alten Synthesizer. Gemeinsam mit den verschwommenen Gitarrensounds ergibt das einen vielschichtigeren Klang als bei der ersten Generation skandinavischer Indie-Rocker.

 

Dass die Musik komplexer, im Endeffekt überladen wurde, kennt man schon aus den Achtzigern, auf die sich The Horror The Horror beziehen. New Wave machte damals den Anfang. Vielleicht macht Sänger Joel Lindström deshalb auf Ian Curtis, wenn er für einige Songs den wirren Blick des einstigen Joy-Division-Frontmanns aufnimmt und wild auf der Bühne tanzt. Das aber sind nur Versuche an einem Abend, der sich eher nach Proberaum anfühlt als nach Indie-Club – es wirkt eher aufgesetzt als original.

Daran wird es nicht gelegen haben, dass gerade mal 16 Zuhörer den Weg in den Keller Klub gefunden haben. Die SSB streike, darauf wiesen die Veranstalter vor dem Konzert hin. Und es sei ja Montagabend. Weil jetzt aber alle schon mal da seien, „nehmen jetzt alle ihre Barhocker mit vor die Bühne“, empfiehlt das Keller-Klub-Team, „die Jungs wollen nämlich ein eher ruhiges Set spielen“.

Aus dem ruhigen Set wird nichts

Daraus wird am Ende nichts, denn The Horror The Horror sind und bleiben eine schwedische Indie-Band. Die dann, mit einem Sound zwischen The Strokes, The Smiths und, tja, Mando Diao, das freundlich gestimmte Publikum zum Tanzen bringt. Von jenen 16 Zuhörern dürfen drei als Anhang bezeichnet werden; zwei holen sich von der noch auf der Bühne stehenden Band Autogramme und auch der Rest bewegt sich am Ende des gut einstündigen Sets eifrig zur an diesem Abend recht satt klingenden Musik.

Bei ihrem letzten Besuch in Stuttgart haben The Horror The Horror im Schocken gespielt. Am Montag hat sie der Keller Klub verpflichtet, weil den Besitzern die Musik der Schweden so gut gefällt. Bleibt zu hoffen, dass der kommerzielle Misserfolg vor dem künstlerischen Gewinn des Abends verblasst. Bands, die Indie-Rock weiterbringen wollen, tun live nämlich gut.

The Horror The Horror - Honestly (Radio Edit) by Tapete Records