Die Marbacher Stadträte hatten es einst abgelehnt, die Sitzgelegenheiten als Ergänzung zum ÖPNV aufstellen zu lassen. Jetzt hat die Bahn selbst Fakten geschaffen.

Fast wie aus dem Nichts ist eine Mitfahrbank vor Kurzem am Marbacher Bahnhof aufgetaucht – und sorgte in den sozialen Netzwerken sogleich für Gesprächsstoff. Was hat es damit auf sich? Was soll mit dem Möbel bezweckt werden, das bei den Parkplätzen in Richtung des Wohngebiets Kirchenweinberg aufgestellt wurde? Solche und ähnliche Fragen treiben die Bürger seitdem um. Die Hintergründe sind aber selbst für den Bürgermeister Jan Trost nebulös. Man habe nicht gewusst, dass eine solche Sitzgelegenheit montiert wurde, erklärt er.

 

Zahlreiche Standorte werden mit Bänken ausgestattet

Etwas mehr dazu kann die Deutsche Bahn sagen – die für die Installation der Mitfahrbank verantwortlich zeichnet. „Mit dem Konzept der Mitfahrbänke denkt die DB das Thema nachhaltige Mobilität konsequent und kundenorientiert weiter. Die DB Bahn-Park schafft zurzeit bundesweit an zahlreichen ihrer Standorte das Angebot einer Mitfahrbank“, erklärt eine Pressesprecherin des Unternehmens. Die Bänke seien „in Ergänzung an einen Mobilitätshub am Bahnhof“ gedacht. Unter besagtem Hub versteht man einen Knotenpunkt, an dem verschiedene Verkehrsformen verknüpft werden. In Marbach stehe die Bank in einem Testlauf seit Mai 2023.

Grundsätzlich ist Sinn und Zweck der Bänke, dass sich Pendler dort niederlassen können, um Autofahrern zu signalisieren: Ich würde gerne mitgenommen werden. In der Regel werden die Möbel dort platziert, wo die ÖPNV-Verbindung eher mau ist. Die Fahrt kostet nichts.

Klingt also im Prinzip nach einer prima Idee. Im Fall von Marbach hat das Vorpreschen der Bahn aber auch eine delikate Note. Denn eigene Überlegungen in diese Richtung waren bei den Stadträte schon 2019 angestellt worden – stießen aber mehrheitlich auf Ablehnung. Damals hatten die Freien Wähler angeregt, die Bänke insbesondere an den Routen in die Stadtteile Hörnle und Rielingshausen aufzustellen, um über das neue Angebot Lücken im Busnetz zu überbrücken und private Autofahrten zu reduzieren. Die Fraktion zog den Antrag aber zurück, als sich abzeichnete, dass die nötige Rückendeckung fehlt. Vor allem wollte man dem eigenen Bürgerbus nicht schaden, indem quasi ein Konkurrenzprodukt zugelassen wird.

Nun ist die Mitfahrbank über Umwege doch in Marbach angekommen. Eine Entwicklung, die Jan Trost fragwürdig findet. „Wir sehen es weiterhin verwaltungsseitig so, dass wir mit den regulären Buslinien und dem Bürgerbus ein sehr gut ausgebautes ÖPNV-Netz haben. So wie es die Bahn gemacht hat, ohne Kommunikation und Vernetzungskonzept, sehen wir keinen Sinn in der Bank“, erklärt er. Zudem hätte er es begrüßt, „wenn man uns darüber informiert hätte“. Warum die Stadt außen vor blieb, ist unklar. Auf eine entsprechende Nachfrage ist der Konzern nicht eingegangen.

Überlegungen auch in Poppenweiler

Die Schillerstadt ist nicht die einzige Kommune, die sich bereits mit dem Thema befasst hat. In Poppenweiler wurde diskutiert, eine solche Sitzgelegenheit für Pendler an der Steinheimer Straße gegenüber der Einmündung der Straße Am Ring zu installieren, also an der Strecke zwischen dem Ludwigsburger Stadtteil und Marbach. Ein Pendant hätte dann in der Schillerstadt platziert werden müssen, damit die Fahrgäste wieder zurückkommen. Die Ludwigsburger Stadtverwaltung habe aber in Abstimmung mit dem Poppenweiler Stadtteilausschuss beschlossen, das Projekt nicht weiterzuverfolgen, erklärt Pressesprecherin Meike Wätjen. Es sei nicht abzusehen gewesen, wie und ob die Mitfahrbank überhaupt angenommen werde. Darüber hinaus seien finanzierungs- und haftungsrechtliche Fragen offen blieben. Ferner habe die Stadt Marbach kein Interesse an dem Vorhaben signalisiert.