Im Rems-Murr-Kreis zeigen kostenlose Serviceberater Haushalten mit geringem Einkommen, wie sie Energie und Geld sparen können. Die von der Caritas ausgebildeten Spar-Helfer sind Langzeitarbeitslose, die so ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern.

Waiblingen - Wenn die jährliche Abrechnung der Strom- und Heizkosten eintrudelt, droht öfters eine Nachzahlung. Für Normalverdiener ist das ein Ärgernis, für Haushalte mit geringem Einkommen ein Riesenproblem. Ute Heger vom Geschäftsbereich Soziales im Waiblinger Landratsamt betreut Menschen, die Transferleistungen erhalten – Sozialhilfe, Wohngeld oder Arbeitslosengeld II. Sie sagt, sie und die Mitarbeiter im Jobcenter würden täglich mit dem Problem konfrontiert, dass Menschen ihre Stromschulden nicht bezahlen können. „Es besteht eine große Notwendigkeit, da etwas zu unternehmen“, erklärt Heger.

 

Kooperation von Jobcenter, Caritas und Energieagentur

Diese Notwendigkeit sieht auch der Landrat Johannes Fuchs. Einkommensschwachen Haushalten fehle es oft am Problembewusstsein, was den Verbrauch von Strom und Wasser angehe, sagte er gestern: „Diese Menschen haben andere Sorgen und Probleme.“ Dass in ärmeren Haushalten meist ältere, wenig effiziente Geräte stünden, treibe die Kosten in die Höhe. Ein weiterer Knackpunkt: Oft lebten Menschen, die Transferleistungen bekämen, in einfachen Wohnverhältnissen, wo die Wärmedämmung zu wünschen übrig lasse.

Und so haben das Jobcenter und die Energieagentur Rems-Murr sowie die Caritas Ludwigsburg-Waiblingen gemeinsam das Programm „Weniger ist mehr – Energiesparen lohnt sich“ entwickelt, bei dem speziell ausgebildete „Serviceberater für Energie- und Wasserspartechnik“ Menschen mit geringem Einkommen praktische Tipps geben, mit denen sie Energie und somit auch Geld sparen.

Der Besuch der „Spar-Helfer“ ist kostenlos. Sie kommen im Tandem zu ihrer Kundschaft, schauen sich um und notieren, wo gespart werden könnte. Ihren Bericht leiten die Energiesparberater dann an die Energieagentur Rems-Murr weiter, die weiteres Fachwissen beisteuert und abwägt, welche Maßnahmen sinnvoll und bezahlbar sind. Das Spar-Check-Team gibt die Vorschläge weiter, obendrein erhalten die Haushalte kostenlos ein Paket mit Geräten wie schaltbaren Steckdosenleisten, Energiesparlampen oder Wasserperlatoren, die den Verbrauch senken.

Der Landkreis fördert das Projekt mit 250 000 Euro

Der Landkreis unterstützt das Projekt, das bis zum Jahr 2015 läuft, mit einer Summe von 250 000 Euro. Mit diesem Angebot schlage man „vier Fliegen mit einer Klappe“, sagte der Landrat Johannes Fuchs: Es trage zum Klimaschutz bei, spare Geld und Steuermittel und biete obendrein noch eine „soziale Komponente“. Hier kommt der dritte Partner, die Caritas, ins Spiel. Denn sie bildet die Spar-Helfer aus – allesamt Menschen, die seit längerem arbeitslos sind und so die Chance zu einem Neustart ins Berufsleben bekommen.

Insgesamt 15 angehende Serviceberater nehmen derzeit an der Schulung teil, elf Männer und vier Frauen. Im Januar legen sie eine Prüfung bei der Handwerkskammer ab und haben dann, so hofft man bei der Caritas, mit dieser Qualifikation gute Aussichten, wieder auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Zwei Vollzeitstellen richtet die Caritas bei sich ein, weitere mögliche Arbeitgeber sind Baumärkte, Wohnbaugesellschaften oder auch Energielieferanten, die das Knowhow der Serviceberater nutzen möchten.