Die Linie für die Krankenhausreform steht. Doch welche Auswirkungen hat sie auf die Kliniken in der Region Stuttgart? Und was halten Verbände und Krankenhäuser von den nun zwischen Bund und Ländern vereinbarten Eckpunkten?

Die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) forcierte Krankenhausreform kommt. Von den 16 Bundesländern haben am Montag 14 dafür gestimmt – auch Baden-Württemberg. Landesgesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) zeigte sich erfreut über die Einigung. Er versicherte, die Reform werde im Einvernehmen mit den Beschäftigten ablaufen.

 

Doch es gibt auch Kritik an den Plänen. „Wir hatten die klare Erwartung, dass die Krankenhäuser finanziell abgesichert werden“, sagt Matthias Einwag, der Hauptgeschäftsführer der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG), auf Anfrage unserer Zeitung. Bisher gebe es aber keine Zusage. „Dabei haben die Kliniken allein in Baden-Württemberg 2023 ein Defizit von 620 Millionen Euro“, so Einwag.

Kein Kliniksterben befürchtet

Bedingt sei das unter anderem durch die Inflation – und durch hohe Tarifabschlüsse: „Wir zahlen in Baden-Württemberg höhere Löhne als in anderen Bundesländern.“ Zumindest bisher sei auch für diese „große Ungerechtigkeit“ kein Ausgleich vorgesehen für die 202 zugelassenen Krankenhäuser im Land (im Jahr 2000 waren es noch 295), darunter auch psychiatrische und Tageskliniken. Einwag, der künftig zudem mehr Bürokratie im Klinikalltag befürchtet, kann sich vorstellen, dass somit weitere Kliniken in finanzielle Schieflage geraten werden.

In der Region Stuttgart soll dennoch das Haus in Herrenberg die Ausnahme bleiben. Da war jetzt bekannt geworden, dass die Klinik kein eigentliches Krankenhaus bleiben wird. Darüber hinaus ist – zumindest aktuell – , in der Region Stuttgart kein weiteres Kliniksterben zu befürchten. Davon sind die Krankenhausleitungen überzeugt. Alle Häuser rund um Stuttgart betonen, dass sie ihre Hausaufgaben gemacht hätten. Die Alb-Fils-Kliniken im Kreis Göppingen verweisen etwa auf ihr frisch zertifiziertes Onkologisches Zentrum und die Konzentration der stationären Versorgung auf den Standort Göppingen. Jörg Martin wiederum, der Geschäftsführer der unter anderem im Kreis Ludwigsburg tätigen RKH-Kliniken, nennt „ein seit Jahren abgestimmtes medizinisches Portfolio“ sowie die erfolgte Schließung der Häuser in Marbach und Vaihingen/Enz als Pluspunkte fürs eigene Haus.

Durchbruch? Noch nicht erkennbar!

Matthias Ziegler, der Chef des Städtischen Klinikums Esslingen, kann den Durchbruch noch nicht erkennen: „In den wichtigen Punkten – Level-Einordnung und Leistungsgruppen – gibt es leider keine Konkretisierung, im Gegenteil.“ Ähnlich wie BWKG-Geschäftsführer Einwag kritisiert Ziegler die Absage des Bundes an eine kurzfristige Finanzierung der Krankenhäuser, da sie die Kliniken in große Bedrängnis bringe: „Das scheint offensichtlich gewollt zu sein.“ Um sein eigenes Haus fürchte er indes nicht.

Offene Fragen

Auch Max Pradler, Sprecher der ebenfalls im Kreis Esslingen ansässigen Medius-Kliniken, weist auf offene Fragen hin. „Grundsätzlich betrachten wir aber die Eckpunkte als relevante Verbesserung gegenüber dem ursprünglichen Konzeptpapier der Regierung.“ Sorgen, dass man Standorte schließen muss, habe man nicht. „Mit der 2002 begonnenen Reform unserer Kreiskrankenhäuser und der Konzentration auf drei Standorte sowie der medizinischen Spezialisierung und dem Einrichten zertifizierter Fachzentren haben wir vieles vorweggenommen, was nun gefordert wird“, so Pradler.

Kliniken: Gut gerüstet

Unabhängig von der kommenden Ausgestaltung der Krankenhaus-Level sehen sich auch die Rems-Murr-Kliniken gut gerüstet: „Im Hinblick auf die Gesundheitsreform sind wir mit der Campusentwicklung bestens vorbereitet“, betont der Landrat Richard Sigel.