Die Krankenkasse AOK hat ausgewertet, wie viele Beschäftigte in Baden-Württemberg seit Beginn der Coronapandemie krankgeschrieben waren. Dabei zeigt sich: Manche Menschen haben ein deutlich höheres Risiko für Long-Covid oder Post-Covid.
Gut 25 Prozent der Erwerbstätigen in Baden-Württemberg sind seit Beginn der Pandemie wegen einer Coronainfektion bei der Arbeit ausgefallen – das zeigt eine aktuelle Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK mit Daten der Versicherten. 2,9 Prozent dieser Personen waren in der Folge aufgrund von Long-Covid oder Post-Covid-Symptomen noch arbeitsunfähig. Laut der Auswertung, die unserer Zeitung vorliegt, entspricht das 0,75 Prozent aller erwerbstätigen Versicherten der AOK Baden-Württemberg (rund 11 000 Versicherte). Unter Long-Covid wird ein breites Spektrum von körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen gefasst, die vier bis zwölf Wochen nach einer Coronainfektion andauern. Post-Covid meint noch länger anhaltende Beeinträchtigungen.
Auffällig ist, dass Erwerbstätige mit Long-Covid oder Post-Covid im Schnitt sechseinhalb Wochen krankheitsbedingt ausfielen. Wegen einer akuten Coronainfektion fehlten Beschäftigte durchschnittlich neun Tage. Im bundesweiten Schnitt lagen die Werte sogar noch höher.
Weniger Long-Covid im Zusammenhang mit der Omikron-Variante
Zudem zeigen die Daten über alle Bundesländer hinweg: Das Risiko für länger andauernde Einschränkungen – also Long-Covid oder Post-Covid – war im Zusammenhang mit der Delta-Variante des Coronavirus höher (6,3 Prozent der Beschäftigten) als im Zusammenhang mit Omikron (2,1 Prozent). Damit gebe es aktuell zwar ein geringeres Risiko für eine Long- beziehungsweise Post-Covid-Symptomatik, sagt Johannes Bauernfeind, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg. Aber: „Da aktuell nur wenig über die covidbedingten Langzeitfolgen bekannt ist, sollte weiterhin gelten, sich und andere bestmöglich vor einer Covid-19-Infektion zu schützen.“
Frauen und Ältere haben ein höheres Risiko für Long-Covid
Der Auswertung zufolge waren Ältere und weibliche Erwerbstätige häufiger von längeren Einschränkungen betroffen. Über- 60-Jährige etwa waren mehr als viermal häufiger längerfristig arbeitsunfähig als Unter- 29-Jährige. Besonders viele Fälle gab es in der Gesundheits- und Krankenpflege sowie in Berufen der Kinderbetreuung und Kindererziehung, was die Krankenkasse mit einem höheren Anteil an Infektionen in diesen Berufsgruppen erklärt.
Eine aktuelle Modellierung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass zwischen 2020 und 2021 europaweit mindestens 17 Millionen Menschen von Long- oder Post-Covid betroffen waren. Demnach würden zehn bis 20 Prozent aller Corona-Infizierten länger anhaltende Folgen wie Fatigue, Atemlosigkeit, Verwirrtheit oder psychische Probleme entwickeln.