Weil ein Patient trotz starker Nachblutungen nach einer Mandeloperation einfach weitergeschickt wurde, ist die Klinik in Waiblingen – nach dem Tod einer 85-Jährigen vor wenigen Monaten – einmal mehr in der Kritik.

Waiblingen - Die Notfallambulanz des Waiblinger Krankenhauses ist für Frank M. (Name geändert) quasi die letzte Zuflucht gewesen, als vor einigen Wochen nach einer Mandeloperation im Ludwigsburger Kreiskrankenhaus plötzlich heftige Nachblutungen einsetzten. Was jetzt Wirbel verursacht, ist die Tatsache, dass er in Waiblingen offenbar trotz der starken Blutungen abgewiesen wurde und, so berichtet es die Lokalzeitung, nach Ludwigsburg weiterfahren musste.

 

„Das hätte nicht passieren dürfen“, kommentiert der Pressesprecher Jan-Lennart Löffler den neuerlichen Vorfall im Waiblinger Krankenhaus mit fast denselben Worten, die der Rems-Murr-Landrat Johannes Fuchs Anfang März in einem anderen Fall gebraucht hat, als just dieselbe Klinik mit einem Todesfall in die Schlagzeilen geraten ist. Nach dem Tod einer 85-jährigen Patientin hatten die Rems-Murr-Kliniken zur Klärung des Vorfalls Selbstanzeige erstattet. Die Seniorin war mit akuter Verstopfung in die Klinik eingeliefert worden und fünf Tage später an den Folgen gestorben – möglicherweise, so lautet der Vorwurf der Angehörigen, wegen unzureichender Behandlung. Die Staatsanwaltschaft untersucht den Fall noch.

Behandlung wäre laut Klinik tatsächlich nicht möglich gewesen

Krankenhausintern geprüft werde jetzt auch das Geschehen am Karfreitag, als der Patient mit Nachblutungen offenbar fortgeschickt wurde, ohne dass sich ein Arzt diese Blutungen auch nur angeschaut hätte, sagt der Klinik-Pressesprecher Jan-Lennart Löffler. Klar sei, dass die Waiblinger Klinik tatsächlich nicht in der Lage sei, Nachblutungen von Mandeloperationen zu behandeln. Man verfüge über keine Fachklinik für Hals-Nasen-Ohren und damit auch nicht über die dafür notwendigen Vorrichtungen, Werkzeuge und das ärztliche Knowhow. Den Patienten einfach abzuweisen und auf eigene Faust nach Ludwigsburg fahren zu lassen, das gehe aber auf keinen Fall. Auch wenn die Behandlung in Waiblingen nicht möglich sei, sei in solch einem Fall natürlich eine Notversorgung und der fachgerechte Transport in die entsprechende HNO-Fachklinik Pflicht. Zumal bei den nicht selten auftretenden Nachblutungen ohnehin empfohlen werde, sofort den Notarzt zu rufen.

Der Vorfall will krankenhausintern untersucht

Warum dies im Fall des 43 Jahre alten Winnenders unterblieb, das werde zurzeit untersucht, sagt Löffler. Momentan könne das Krankenhaus zum Ablauf deshalb noch nichts Definitives sagen. Man sei erst jetzt dabei, die entsprechenden Berichte der Beteiligten einzuholen, weil der abgewiesene Patient sich nicht selbst an die Beschwerdestelle der Klinik gewandt habe, sondern das Krankenhaus erst durch eine Veröffentlichung auf den Vorfall aufmerksam geworden sei.

Am Karfreitag jedenfalls, so der Bericht der Betroffenen, hat der Bruder des mandeloperierten Mannes diesen unter Übelkeit und Erbrechen des im Magen angesammelten Blutes nach Ludwigsburg gefahren. Dorthin, wo zuvor auch die Operation durchgeführt worden war. Nach der Ankunft im dortigen Kreiskrankenhaus sei der blutende Patient dann binnen einer Viertelstunde im Operationssaal gelegen. Nach zwei Tagen in der Klinik konnte er wieder nach Hause gehen.