Wegen Corona wird Weihnachten in diesem Jahr anders sein als sonst. Die Einschränkungen gelten auch für die Entscheidungsträger. Doch wie verbringen Politiker aus dem Südwesten ihr privates Fest?

Digital Desk: Jonas Schöll (jo)

Stuttgart - An Heiligabend mit der ganzen Familie in die Kirche, dann das traditionelle Festessen in großer Runde und Geschenke auspacken mit den Enkeln und Großeltern. So läuft Weihnachten – für viele die schönste Zeit des Jahres – bei vielen ab. Doch in diesem Jahr stellt das Coronavirus einiges auf den Kopf. Die beschlossenen Einschränkungen gelten auch für die Politiker, die diese Entscheidungen verantworten. Doch wie werden die Volksvertreter in Baden-Württemberg ihr Weihnachtsfest verbringen? Wie eine Umfrage unserer Redaktion zeigt, sticht der „engste Kreis der Familie“ bei den Festen in diesem Jahr hervor. Große Feiern mit Freunden, Besuche von Oma und Opa und andere Jahrzehnte lang gehegte Familienbräuche fallen – auch bei den Politiker – dem Virus zum Opfer.

 

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Kretschmann vermisst seine Enkelkinder

„Das wird leider ein ganz anderes Weihnachten als in den vergangenen Jahren“, sagt Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der mit seiner Frau ganz alleine feiern wird. „Ein komisches Gefühl, denn die letzten vierzig Jahre waren immer unsere Kinder da und die letzten Jahre auch die Enkelkinder dabei.“ Vor allem die große Aufregung und die Vorfreude der Kleinsten werden dem 72-Jährigen fehlen. Am Weihnachtsbaum will sich Baden-Württembergs „First Family“ stattdessen per Video zusammenschalten.

Den neuen Christbaumschmuck – bunte Vögel und eine bunte Eule – hat der Landesvater selbst besorgt. „Damit werden wir den Baum auch schmücken, aber wenn die Kinder nicht darüber staunen können, macht man das dann vielleicht nicht ganz so sorgfältig.“ An einer Tradition will der Grünen-Politiker aber trotz Corona festhalten: „Das Weihnachtsoratorium von Bach, das ich mir auch diese Weihnachten wieder anhören werde.“ Immerhin steht ein Besuch seiner Tochter mit deren Mann noch im Raum.

Eisenmann bricht mit einer 30-jährigen Tradition

Anders wird Weihnachten auch bei Kultusministerin Susanne Eisenmann, die im engsten Familienkreis feiert und die strikte Beachtung aller Corona-Regeln betont. Zumindest beim Festessen will die CDU-Politikerin aber an ihrer Tradition festhalten: Auf den Tisch kommen die „wunderbaren“ Maultaschen, die ihre Schwägerin macht. „Die größte Herausforderung wird, dass meine beiden siebenjährigen Nichten dieses Jahr unbedingt das Christkind sehen möchten.“ Zudem muss die Familie erstmals seit 30 Jahren darauf verzichten, am Morgen des Heiligen Abends im großen Kreis den Geburtstag einer engen Freundin zu feiern.

„So verständlich und notwendig die Regelungen sind, so wenig einfach ist es auch“, sagt Grünen-Politiker Cem Özdemir im Hinblick auf das anstehende Corona-Weihnachten, das er im kleinen Familienkreis feiert. Da seine Frau aus Argentinien kommt, seien Familienbesuche ohnehin nur ganz selten möglich. „Für dieses Jahr bedeuten die Einschränkungen, dass meine Kinder ihren argentinischen Teil der Familie lange nicht sehen werden.“ Einen Baum hat er gemeinsam mit seinen Kindern besorgt, denn „obwohl ich aus einer muslimischen Gastarbeiterfamilie komme, hatten meine Eltern in Deutschland jedes Jahr einen Weihnachtsbaum – und für meine argentinische Frau gehört er sowieso dazu.“

Was Strobl schmerzlich vermissen wird

Wegen Corona muss Umweltminister Franz Untersteller mit einer festen Tradition brechen: Erstmals seit drei Jahrzehnten kann der Grünen-Politiker in diesem Jahr nicht nach Südtirol fahren, wo seine Familie herstammt. „Das ist keine leichte Entscheidung gewesen, aber eine, zu der es keine Alternative gibt in diesem Jahr“, sagt Ministeriumssprecher Ralf Heineken. Kabinettskollege und Sozialminister Manfred Lucha feiert Weihnachten seit 30 Jahren mit drei befreundeten Familien. Dieses Jahr versammeln sich nur fünf Familienmitglieder unterm Baum bei Luchas. „Diese Tradition jetzt zu brechen, fällt schon schwer.“

„Normalerweise ist bei uns zum Weihnachtsfest die ganze große Familie zusammen“, sagt Innenminister Thomas Strobl. „Das wird dieses Jahr nicht so sein.“ Ebenso muss der CDU-Politiker auf den traditionellen Besuch eines Gottesdienstes verzichten. „Auch das werde ich schmerzlich vermissen“, bedauert Strobl. Den Gottesdienst verfolgt die Familie stattdessen im Fernsehen und das Weihnachtsoratorium kommt von der CD. Landwirtschaftsminister Peter Hauk hingegen will einen Gottesdienst-Besuch unter den coronabedingten Beschränkungen an Weihnachten nicht missen. Den Christdemokraten trifft das stark reduzierte Weihnachtsfest gleich doppelt: Er hat am 24. Dezember auch noch Geburtstag.

Palmer verzichtet auf Besuch bei der Verwandtschaft

„Unsere kleine Familie bleibt dieses Jahr zu Hause“, sagt auch der FDP-Landesvorsitzende Michael Theurer. „Wir wollen einen digitalen Gottesdienst besuchen, gemeinsam kochen und backen sowie Weihnachtslieder singen.“ Auch Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer beschränkt sich auf den engsten Kreis und ruft gleichzeitig die Notwendigkeit ins Gedächtnis, alle Kontakte so weit wie möglich zu beschränken. Der Grünen-Politiker betont: „Die Besuche an den Weihnachtsfeiertagen in der weiteren Verwandtschaft lassen wir dieses Jahr ausfallen, weil das schnell lange Infektionsketten erzeugt.“

Der SPD-Landesvorsitzende Andreas Stoch kann dem Corona-Weihnachten trotz der fehlenden Nähe zu lieben Menschen sogar etwas Positives abgewinnen: „Es bleibt mehr Zeit für lange Gespräche, Bücher, und um endlich mal wieder selbst Spätzle zu machen. Darauf freu ich mich.“ Wesentlich ruhiger soll es auch bei Wissenschaftsministerin Theresia Bauer zugehen. Die Grünen-Politikerin freut sich besonders auf viel Zeit in ihrem Lesesessel und ein entschleunigtes Fest mit fünf Familienmitgliedern zu Hause in Heidelberg.

Anstatt wie sonst mit rund 15 Personen zu feiern, verbringt Landtagspräsidentin Muhterem Aras das Fest in diesem Jahr nur mit ihrem Mann und den beiden Kindern. Die Grünen-Politikerin steht voll hinter den Corona-Beschränkungen, räumt aber ein: „Dennoch fällt es mir richtig schwer, dieses Jahr auf unser großes gemeinsames Weihnachtsfest verzichten zu müssen.“

Wolf lässt sich Weihnachtsmenü liefern

Das Treffen mit engen Freunden fällt auch bei Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut in diesem Jahr aus. Stattdessen verbringt die CDU-Politikerin die besinnlichen Tage mit ihrem Mann und den drei Töchtern. „Wir werden zusammen kochen, etwa gemeinsam Pizza machen, und Spiele spielen wie Monopoly oder Kniffel und gemeinsam Spaziergänge machen.“

Unter dem Stern des Verzichts steht auch das Corona-Weihnachten von Bernd Riexinger, Vorsitzender der Linkspartei. Anders als üblich lädt er keine Freunde ein, auch die 83 Jahre alte Stiefmutter kann nicht dabei sein. „Sie werde ich zwischen den Feiertagen besuchen.“ Der Politiker macht das Beste draus: An den Feiertagen bekocht er seine Familie, die Schwester und deren erwachsenen Söhne.

Nicht selbst am Herd stehen, sondern sich ein Weihnachtsmenü liefern lassen, will hingegen Justizminister Guido Wolf. „Auch um die Gastronomie in schwierigen Zeiten zu unterstützen“, betont der CDU-Politiker. „Das ansonsten traditionelle große Familientreffen mit allen Neffen und Nichten muss ausfallen, dies wird mir fehlen.“