Die Berichte über Gewalttaten, bei denen ein Täter mit einem Messer zustach, häuften sich in den letzten Jahren. Baden-Württemberg hat die Delikte nun statistisch erfasst – anders als viele andere Länder.

Stuttgart - Der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) zeigt sich besorgt über die hohe Zahl von Straftaten mit Messern. Messer würden „viel zu oft als gefährliche, auch als tödliche Waffe eingesetzt“, sagte er unserer Zeitung. Im Land hätten „Straftaten, bei denen Messer im Spiel waren, deutlich zugenommen“. Dieser Befund gilt allerdings nur bis zum Jahr 2016.

 

Im Südwesten werden Straftaten mit dem Messer seit 2013 erfasst. Dabei zeigt sich bis 2016 ein stetiger Anstieg der Straftaten, bei denen Messer „im Zusammenhang mit einer strafbaren Handlung“ standen. Die Zahlen stiegen von 5255 im Jahr 2013 auf 6240 in 2016. Im vergangenen Jahr stagnierte die Zahl erstmals, registriert wurden 6231 solcher Straftaten. Auch der Trend für 2018 ist rückläufig. Nach Angaben des Landeskriminalamtes lagen die Fallzahlen im ersten Halbjahr 2017 noch bei 2940 Delikten, im Vergleichszeitraum 2018 gingen sie auf unter 2900 zurück.

Hoher Anteil von Asylbewerbern und Flüchtlingen

Von den 4874 Tatverdächtigen bei Straftaten mit dem Messer im Jahr 2016 waren 2633 deutsch und 2241 nicht deutsch. Bei den Straftaten gegen das Leben sind im vergangenen Jahr 171 Tatverdächtige registriert, etwas weniger als im Jahr 2016 (184). Von den Tatverdächtigen sind 46 Asylbewerber oder Flüchtlinge. Der Anteil hat sich im Vergleich zu 2013 erheblich vergrößert. Das Innenministerium verweist in dem Zusammenhang auf die insgesamt gestiegene Anzahl von Asylbewerbern und Flüchtlingen im Land.

Strobl drängt seine Kollegen in den Ländern, nach dem Vorbild des Südwestens in ihrer Kriminalstatistik die Messerangriffe als Deliktbereich zu erfassen: „Eine einheitliche Erfassungspraxis ist die Grundlage, um zielgenau kriminalpolitische Entscheidungen auf Bundesebene treffen zu können.“ Im Grundsatz sind sich die Länderinnenminister auch einig. Auf ihrer jüngsten Konferenz hatten sie sich auf die Formulierung verständigt, dass man „eine bundesweit einheitliche und vergleichbare statistische Erfassung von Messerangriffen“ wolle.

Verbesserte Aufklärungsquote

Ein positiver Punkt ist, dass die Aufklärungsquote bei Straftaten mit dem Tatmittel Messer in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr mit 78,9 Prozent auf dem höchsten Wert seit 2013 liegt. 2016 hatte die Quote noch bei 73,6 Prozent gelegen. Positiv ist auch der Rückgang auf den niedrigsten Wert seit 2013 bei der Straßenkriminalität mit Messern. Registriert sind 1399 Fälle, sechs Prozent weniger als im Vorjahr. Die Statistik schärft aber auch den Blick für bedenkliche Entwicklungen. So steigt der Anteil von Kindern an Straftaten, die mit Messern begangen wurden, von 2016 zu 2017 um 26,8 Prozent auf 175 Personen bis unter 14 Jahren. Auch der steigende Anteil von Asylbewerbern bei gefährlicher oder schwerer Körperverletzung durch Messer ist auffallend. 2013 waren von 899 Tatverdächtigen 76 Asylbewerber. 2017 sind von 1271 Tatverdächtigen 411 Asylbewerber oder Flüchtlinge.