Die Spaltung der Alternative für Deutschland ist unvermeidlich. Parteichef Bernd Lucke hat alle Brücken abgebrochen, kommentiert Knut Krohn.
Stuttgart - Bernd Lucke sucht die Entscheidung im Machtkampf. Nur wenige Tage vor dem Parteitag in Essen versucht der AfD-Gründer seine Gegner mit der Präsentation einer Kandidatenliste in die Defensive zu drängen. Vor allem die Nominierung von Andre Yorulmaz für den Posten des Generalsekretärs der AfD kann nur als Provokation für den national-konservativen Flügel gewertet werden, dem Lucke Kontakte zur islamfeindlichen Pegida-Bewegung vorwirft. Der 32 Jahre alte Versicherungskaufmann türkischer Abstammung bekennt sich offen zu seiner Homosexualität und berichtet freimütig von seinen Kontakten zu muslimischen Kreisen.
Wer in der AfD noch gehofft hatte, dass es zu einer Verständigung zwischen dem national-konservativen Flügel und der wirtschaftsliberalen Fraktion kommen könnte, wird nun eines Besseren belehrt. Lucke hat alle Brücken abgebrochen. Die Spaltung der Partei ist damit unvermeidlich geworden. In den Augen des Parteigründers, der durch die Drift der AfD ins rechtspopulistische Lager das Profil der Partei in Gefahr sieht, mag das einleuchtend sein. Der Eindruck auf die Wähler aber ist ein anderer: in der AfD kämpfen politische Egomanen allein um die Macht. Mehr als fraglich ist, ob sich die Partei von diesem Akt der konsequenten Selbstzerfleischung wieder erholen wird.