Weil mit Frankreich ein Schwergewicht des EU-Agrarmarkts getroffen ist, ergeben sich sogar kontinentale Beeinträchtigungen. „Wir haben eine Herausforderung, was die Getreideversorgung in der EU angeht“, sagt der Agravis-Sprecher. Ablesen lässt sich das an den aktuellen Börsenpreisen für Getreide. An der für Europa wichtigsten Agrar-Börse, der Matif in Paris, habe sich Weizen im Vergleich zur Chicagoer Börse – dort bilden sich die Weltmarktpreise – „seit Mitte Juni verteuert“, sagt Baywa-Sprecher Berger. Nach Einschätzung von Experten hängt das mit der aktuellen Versorgungssituation in Europa zusammen.

 

Zwar gelten die Märkte für Agrarrohstoffe wie Weizen weltweit als liberalisiert, allerdings existieren durchaus noch Handelsbarrieren, die einzelne Regionen abschotten und dazu führen, dass Missernten nicht durch Getreide-Überschüsse in anderen Regionen kompensiert werden können. Nach Agravis-Angaben erlaubt die EU beispielsweise jährlich nur die Einfuhr von 4,5 bis fünf Millionen Tonnen Weizen zu reduzierten Zollsätzen. Angesichts von möglichen Ernteausfällen von rund zehn Millionen Tonnen allein beim französischen Weizen ist das ein Tropfen auf den heißen Stein. „Schlechte Ernten in Europa durch den Weltmarkt auszugleichen, ist daher schwer, heißt es von Agravis.

Um die Situation wieder zu beruhigen, hofft man in der Branche daher auf einen zügigen Abbau von Getreide-Lagern aus dem vergangenen Jahr – und auf Erntejahre, die wieder dem gewohnten Lauf folgen.