Einst saß er mit Stefan Mappus im Vorstand der Jungen Union, heute kritisiert er ihn: Für den Manager Stefan Wolf war der EnBW-Deal in mehrerlei Hinsicht ein fragwürdiges Geschäft.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Der Aufschlag von fast einer Milliarde Euro, den das Land unter dem früheren Ministerpräsidenten Stefan Mappus (CDU) für das EnBW-Aktienpaket der EdF bezahlt hat, gerät immer mehr in die Kritik. Nachdem bereits der Landesrechnungshof die Berechtigung einer solchen Kontrollprämie infrage gestellt hat, werden nun auch Zweifel aus der Wirtschaft laut. Der Vorstandsvorsitzende des Automobilzulieferers Elring Klinger, Stefan Wolf, hätte sogar einen Abschlag auf den Kurs durchzusetzen versucht.

 

Gegenüber dem ZDF-Magazin „Frontal 21“ (Dienstag, 21.15 Uhr) begründete Wolf dies mit dem Vorteil für den Verkäufer, dass er sein gesamtes Aktienpaket auf einen Schlag abstoßen könne. „Wenn Sie das über die Börse verkaufen, dann bricht Ihnen der Aktienkurs komplett zusammen.“ Die Anteile ließen sich so nur „langsam und über einen Zeitraum von ein, zwei Jahren“ veräußern. Er hätte in einer vergleichbaren Situation daher erst einmal über einen Abschlag verhandelt, sagte der Manager, der einst mit Mappus und dessen Freund Dirk Notheis im Landesvorstand der CDU-Nachwuchsorganisation Junge Union (JU) saß. Auch wenn er die Bewertung nicht kenne, erscheine ihm der gezahlte Preis von 41,50 Euro je Aktie „schon üppig“.

Gründliche Prüfung vor Kauf „ganz wichtig“

Verwundert zeigte sich Wolf, dass vor dem Milliardengeschäft keine umfassende Prüfung des Unternehmenswertes – eine sogenannte Due Diligence – stattgefunden habe. Diese sei „ganz wichtig“, um im Unternehmen steckende Risiken aufzudecken, die letztlich beim Käufer landeten. „Deswegen würde ich nie ein Unternehmen kaufen, ohne es vorher eingehend geprüft zu haben“, sagte der Elring-Klinger-Chef. Ein verantwortungsvoller Berater müsse darauf hinweisen und auf die gründliche Prüfung dringen.

Auch der Rechnungshof hatte das Fehlen einer Due Diligence als Versäumnis kritisiert und diverse verborgene Risiken benannt. So hätten die Anwälte des Landes ausdrücklich auf die möglichen Folgen eines Kontrollwechsels für Verträge der EnBW hingewiesen. Mappus’ Investmentbanker Notheis habe erwidert, eine interne Prüfung sei wegen der Geheimhaltung nicht möglich; dieses Risiko müsse eben das Land tragen.

„Geschäfte nur mit neutralen Partnern“

Befremdet äußerte sich Wolf darüber, dass Mappus das Milliardengeschäft mit seinem JU-Freund Notheis abgewickelt habe. Notheis, bis vor Kurzem Deutschlandchef bei Morgan Stanley, habe auch bei ihm wegen einer geschäftlichen Zusammenarbeit sondiert. „Ich habe aber doch relativ schnell klargemacht, dass aufgrund der persönlichen Nähe und der gemeinsamen Vergangenheit in der JU für mich hier eine geschäftliche Beziehung nicht in Betracht kommt“, sagte Wolf. Generell arbeite man „mit neutralen Partnern zusammen, wo keine persönlichen Beziehungen bestehen“.

Der Rechnungshof-Chef Max Munding verteidigte das Gutachten der Prüfer gegen Kritik von Morgan Stanley. Er sei „überzeugt, dass wir gut, gründlich und fair gearbeitet haben“. Es gebe keinen Anlass, von Positionen abzurücken.