Der Leutenbacher Ortsvereinsvorsitzende der Genossen, Pierre Orthen, sieht sich mit Drohungen und Beleidigungen konfrontiert. Auslöser war seine Kritik an den aktuellen Bauernprotesten.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Der Protest der Landwirte gegen gegen den geplanten Subventionsabbau der Bundesregierung sorgt auch auf lokaler Ebene für einige Wellen. Der Leutenbacher SPD-Gemeinderat und Ortsvereinsvorsitzenden Pierre Orthen sieht sich seit ein paar Tagen einem wahren Shitstorm ausgesetzt, nachdem er in sozialen Netzwerken und einem Leserbrief in der Lokalzeitung sein Unverständnis für das aktuelle Aufbegehren der Bauern geäußert hatte. Orthen hatte in dem Zusammenhang von einem „Anliegen einer kleinen und privilegierten Gruppe“ gesprochen, die seiner Meinung nach in der medialen Berichterstattung und der gesellschaftlichen Debatte ein zu großen Raum einnehme.

 

Pierre Orthen hält seine Kritik nach wie vor für gerechtfertigt. Foto: privat

Rechtsextreme Kräfte im Spiel?

Wie der 25-Jährige, der auch in den Kreisvorstand der Genossen gewählt worden ist, selbst mitteilte, habe er auf seine Meinungsäußerung nicht nur sachliche Erwiderungen erhalten. Die Bezeichnungen „Kommunist“ und „Arschloch“ dürften da noch harmlos sein. Orthen berichtet davon, dass dazu aufgerufen worden sei, vor seinem Wohnsitz zu demonstrieren und dieses mit Traktoren zu blockieren sowie ihn selbst „einzuhängen“.

Seiner Erkenntnis nach stammten diese Aussagen zwar nicht von Landwirten, die Verrohung der Diskussion zeige aber, wie sehr rechte und rechtsextreme Kräfte die Proteste für ihre Zwecke vereinnahmten.

Zu seinen Aussagen stehe er nach wie vor, denn er sei der Meinung, dass Bauern als quantitativ kleine Gruppe durch ihre hohen Subventionen und die starken Lobbyverbände privilegiert seien. Orthen: „Man darf natürlich die Bundesregierung kritisieren, dafür aber ein ganzes Land lahmzulegen, halte ich für falsch.“ Für richtig und geboten halte er vielmehr, in einen gesellschaftlichen Dialog zu treten und darüber zu reden, eine „ökonomisch und ökologisch nachhaltige Landwirtschaft aufzubauen, die ohne derart hohe Subventionen existieren kann“.

Kritik an örtlicher CDU

Dass ausgerechnet die CDU, genauer gesagt der Leutenbacher Ortsverband und die Wahlkreisabgeordnete Christina Stumpp, sich in mehreren Social-Media-Beiträgen als Vorkämpfer der Bauern präsentierten, sei hingegen nicht nachvollziehbar, so der Sozialdemokrat. Schließlich seien sowohl im Land als auch im Bund die Landwirtschaftsminister vor allem CDU-Politiker gewesen. Die aus Sicht vieler Bauern gescheiterte Agrarpolitik gehe somit entscheidend auf deren Konto.