Die Stadt Stuttgart wird dem künftigen Fußball-Oberligisten Stuttgarter Kickers wohl bei Miete und Schuldentilgung für das Gazi-Stadion entgegenkommen. Aus mehreren Gründen bietet sich keine Alternative an.

Stuttgart - Im Rathaus ist es Usus, sich am Ende einer Fußballsaison Gedanken darüber zu machen, wie man einem Traditionsverein nach einem Abstieg zur Seite springen kann. Beim VfB Stuttgart hat man die Darlehensbedingungen zum Stadionumbau angepasst, nach dem neuerlichen Abstieg der Kickers fand bereits auf Bürgermeisterebene ein erstes Gespräch über nötige Erleichterungen statt.

 

Ohne dass das Kickers-Präsidium bereits Vorstellungen formuliert hätte, ist klar, dass die Blauen weiter im Gazi-Stadion auf der Waldau spielen. „Das ist doch die Heimat der Kickers“, betont Sportamtsleiter Günther Kuhnigk. Aus mehreren Gründen bietet sich keine Alternative an. Weder der ADM-Sportpark noch die Bezirkssportanlage taugen für einen Spielbetrieb mit bis zu 2000 Zuschauern. Bei diesem Besucheraufkommen darf das Thema Sicherheit nicht unterschätzt werden.

Zehn-Jahres-Kontrakt zum Namensrecht schreibt den Spielort vor

Da die Kickers davon ausgehen, dass die Sponsoren treu bleiben, sind Haupttribüne und VIP-Bereich feste Bestandteile der Vereinbarungen. Heiko Grelle, mit einem Fünfjahresvertrag ausgestatteter Geschäftsführer des Pächters „Schräglage“, hat vor den entscheidenden Spielen seinen Verbleib in Aussicht gestellt. Die Kickers müssen aber allein deshalb weiter im Gazi-Stadion spielen, weil der Zehn-Jahres-Kontrakt zwischen Stadt und Sponsor Garmo AG zum Namensrecht über eine Million Euro den Spielort vorschreibt.

Der Stadt steht nicht der Sinn nach einer Rückzahlung im fünften Jahr des Vertrags, im Gegenteil: Laut Kuhnigk stehen Gespräche zu einer weiteren Vertragsverlängerung an. Die Garmo AG hat übrigens mindestens ein so großes Interesse wie die Kickers-Fans, dass die Gegentribüne im Sommer endlich wieder ein Dach bekommt: Darauf wird das Logo des Herstellers von Milch- und Molkereierzeugnissen aus Wangen aufgepinselt, dass dann vom Fernsehturm aus gut zu sehen ist.

Die Rasenheizung wird vorerst nicht mehr aktiviert

Man kann bereits davon ausgehen, dass der Fünftligist künftig zu günstigeren Konditionen im Stadion kicken wird. Bislang mussten zehn Prozent der Nettoticketeinnahmen an die Stadt überwiesen werden, mindestens aber 2500 Euro. Es gab zuletzt schon Spiele, in der nur der Mindestsatz bezahlt werden musste. Zum Vergleich: die Scorpions (American Football) bezahlen mindestens 1110 Euro.

Es ist auch davon auszugehen, dass die Kickers vorläufig die Erhebung des Stadiongroschens von 50 Cent pro Steh- und einem Euro pro Sitzplatz zur Refinanzierung des Haupttribünenneubaus aussetzen dürfen. Bei der Vertragsunterzeichnung 2012 ging man davon aus, dass nach 25 Jahren die vereinbarten 1,25 Millionen Euro beglichen sein würden. Geschenkt wird nichts: Eine Tilgungsaussetzung hat eine Verlängerung der Laufzeit zur Folge.

Gespart wird auch bei den Energiekosten. Die Rasenheizung wird laut Stadt vorerst nicht mehr aktiviert, weil sie schon in der Regionalliga (für den VfB II) nicht vorgeschrieben ist. An den Betriebskosten von rund 120 000 Euro pro Jahr mussten sich die Vereine zu je einem Drittel beteiligen.