Die Bundesregierung will sparen – auch bei den Freiwilligendiensten. Doch das ist die falsche Stelle, findet unsere Korrespondentin Rebekka Wiese.

Berliner Büro: Rebekka Wiese (rew)

Uff, das war anstrengend. Nachdem bekannt geworden war, dass Familienministerin Lisa Paus (Grüne) das Elterngeld für Gutverdienende streichen will, wurde laut gestritten. Die Debatte wurde so laut und so empört geführt, dass eine andere Kürzung unterging: Paus‘ Ministerium will auch beim Bundes- und beim Jugendfreiwilligendienst sparen – und zwar nicht zu knapp. Das ist eine Entscheidung auf Kosten der Gesellschaft.

 

Für viele soziale Träger bedeuten die Kürzungen, dass sie künftig mit weniger Freiwilligen auskommen müssen. Darunter sind zum Beispiel Einrichtungen der Arbeitswohlfahrt, des Deutschen Roten Kreuzes oder der Tafeln. Es sind die Stellen, die sich um die Schwächsten dieser Gesellschaft kümmern. Sie werden unter den Einsparungen leiden.

Wieder trifft es die junge Generation

Vor allem aber trifft die Entscheidung diejenigen, die in den vergangenen Jahren ohnehin viel einstecken mussten: die Angehörigen der jungen Generation. Es sind diejenigen, die schon in der Corona-Pandemie auf viel verzichtet haben. In dem Alter, in dem man normalerweise unter Leuten ist, feiern geht, durch die Welt reist, saßen sie zu Hause – und beschwerten sich meist nicht einmal darüber. Und jetzt wird an ihnen gespart.

Dabei sollten die Freiwilligendienste eigentlich ausgebaut werden, das hatte die Ampelregierung in ihrem Koalitionsvertrag versprochen. Dort steht nicht nur, dass das Angebot an die Nachfrage angepasst werden soll, sondern auch, dass das Taschengeld für die Freiwilligen steigen soll. Das liegt aktuell bei maximal 438 Euro – so wenig, dass sich einige gegen einen Einsatz entscheiden, weil sie nicht wissen, wie sie ihr Leben in dieser Zeit finanzieren sollen.

Immer wieder heißt es: In schweren Zeiten müsse man nun mal sparen. Umgekehrt kann man aber sagen: Gerade in schweren Zeiten kommt es auf Engagement und gesellschaftlichen Zusammenhalt an. Es ist die falsche Stelle, um zu knausern.