Eine Umfrage zur Kulturnutzung in Böblingen hat das Fleischermuseum gerettet – zumindest vorerst. Das Kulturamt prüft nun die Zukunftsfähigkeit der Böblinger Museum. Ein paar Wünsche aus der Umfrage sollen sofort umgesetzt werden.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Böblingen - Die Umfrage zum Kulturangebot der Stadt Böblingen rettet das Fleischermuseum vor der Schlachtbank. Der Gemeinderat hat beschlossen, den Antrag der SPD-Fraktion zur Schließung der Einrichtung „zunächst nicht weiterzuverfolgen“ – und zwar einstimmig. In der Bevölkerungsbefragung schnitten die Böblinger Museen nämlich hervorragend ab: Mehr als 90 Prozent der Teilnehmer kannten das Bauernkriegsmuseum, die Städtische Galerie und das Fleischermuseum, rund ein Drittel hat die Ausstellungen sogar mehrfach besucht. Die Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung liegen seit Anfang des Jahres vor. Das Kulturamt hat in der Sitzung am Mittwoch vorgestellt, wie einige Forderungen aus der Umfrage umgesetzt werden können. Ein neues Konzept für die Museen folgt im Herbst – für manchen Stadtrat zu spät.

 

Mehr als 1600 Böblinger hatten im vergangenen Jahr an der Bevölkerungsbefragung teilgenommen. Dabei zeigte sich die Mehrheit recht zufrieden mit dem Kulturangebot in der Stadt – mit abnehmendem Alter stieg jedoch die Kritik daran. „Dass in Böblingen alles schlecht ist, können wir spätestens heute ad acta legen“, freute sich Sven Raisch von den Grünen über die Ergebnisse. Helmut Kurtz von den Liberalen pflichtete ihm bei, dass die Stadt diesbezüglich „nicht in Sack und Asche gehen muss“. Hans-Dieter Schühle (CDU) kamen die Ideen wie ein Wunschkonzert vor. Florian Wahl (SPD) war von den Forderungen der Umfrageteilnehmer ebenso wenig überrascht wie Stefan Belz (Grüne). „Es muss uns allen bewusst sein, dass Kultur ohne finanzielle Mittel nicht machbar ist“, mahnte Ingrid Stauss (Freie Wähler).

Nur Vorschläge, die sich ohne großen Aufwand umsetzen lassen

Angegangen werden deshalb erst einmal die Vorschläge, die sich „ohne großen Aufwand“ umsetzen lassen. Das ist beim Wunsch nach künstlerischer Gestaltung öffentlicher Räume der Fall, indem die betroffenen Ämter nun eine Arbeitsgruppe gründen. Die Vereine als Multiplikatoren für Kulturangebote zu nutzen, lautete ein weiterer Vorschlag, auch um mehr Migranten für die Kultur zu gewinnen. Sie sollen einen Newsletter erhalten und zu einem Stammtisch eingeladen werden. Und mit einer neuen App zum Kulturprogramm soll auf die Kritik am schlechten Informationsangebot reagiert werden.

Drei Forderungen der Jugendlichen werden ebenfalls aufgriffen: Das Jugendreferat und der Jugendgemeinderat werden in die Planung des Kulturangebots eingebunden. Für die Angebote der Bibliothek als Treffpunkt soll mehr Werbung gemacht werden. Denn statt die örtliche Bücherei zu nutzen, halten viele die Stuttgarter Stadtbibliothek für den besseren Treffpunkt, hatten die jungen Umfrageteilnehmer erklärt. Jugendliche, die sich ehrenamtlich in der Kulturarbeit engagieren, bekommen zudem, wie gefordert, als Anerkennung kostenlosen Eintritt zu einem Konzert.

Im Herbst werden die Museen wieder zum Thema

Wie es mit den Museen weitergehen soll, ist dann im Herbst Thema. In der Umfrage forderten 56 Prozent der Teilnehmer ein attraktiveres Rahmenprogramm in den Museen, 55 Prozent häufiger wechselnde Ausstellungen. Eine bessere Werbung und eine modernere Gestaltung der Dauerausstellungen wurden von 37 beziehungsweise 33 Prozent genannt. Nur acht Prozent der Befragten sahen überhaupt keinen Verbesserungsbedarf. Der Kulturamtsleiter Peter Conzelmann will bis dahin das Zukunftspotenzial aller städtischen Museen prüfen, neben den drei größeren auch die Erinnerungsräume, die Heimatstube und die Panzerregiment-Räume. „Vieles, was auf dem Zettel steht, hat mit Geld zu tun“, stellte er aber klar.

Der Zeitplan des Kulturamts stieß bei der SPD-Fraktion auf Kritik. Die Weiterentwicklung des Museumsangebots sei seit acht Jahren eine Baustelle, sagte Florian Wahl. Und sein Kollege Gottfried Ringwald hatte schon jetzt konkrete Handlungsvorschläge erwartet. „Kommen Sie doch bitte zu Potte“, forderte er Peter Conzelmann auf. Der Oberbürgermeister nahm daraufhin sein Kulturamt in Schutz: Erst vor kurzem habe der Gemeinderat vier Millionen Euro eingespart, sagte Wolfgang Lützner, „für die Wünsche braucht man einen sechsstelligen Betrag“. Dann wurde er ganz konkret: Eine neue Aufbereitung sei nicht unter 200 000 Euro pro Museum zu haben.