Der Kreisverband der AfD versteht nicht, warum am Freitag in Stuttgart ein breites Bündnis gegen Nazis auf die Straße geht. Stattdessen empfiehlt sie den Besuch der Gegenveranstaltung.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Stuttgart - Die AfD beteiligt sich als einzige größere Partei nicht an der Stuttgarter Demonstration gegen Rechtsextremismus. Während sich zahlreiche Verbände, Parteien, Künstler und Kulturinstitutionen dem breiten Bündnis angeschlossen haben, das am Freitag von 14.30 Uhr an auf dem Karlsplatz anlässlich der rechten Ausschreitungen in Chemnitz gegen Rassismus und die Diskriminierung von Minderheiten protestiert, sehe die AfD keinen Grund, bei dieser Kundgebung mitzumachen, wie Wolfgang Röll, Kreisvorstand der Stuttgarter AfD, erklärt. Ohnehin bringt er die jüngsten Vorfälle im Osten nur nachrangig mit rechter Hetze in Verbindung. „Man vergisst die Toten und die vergewaltigten Frauen. Ich finde es sehr schade, dass das nicht thematisiert wird“, sagt Röll.

 

Grüne, CDU, SPD, FDP und Linkspartei beteiligen sich ebenso an der Demo wie der Stuttgarter Ballett-Star Eric Gauthier und mehr als 30 weitere Initiativen. Veranstalter Holger Edmaier vom Projekt 100 Prozent Mensch, das sich für die Rechte Homosexueller einsetzt, hat 1000 Demonstranten angemeldet, rechnet aber mit deutlich mehr Zulauf: „Die Resonanz war wirklich überwältigend.“

Dabei war die Veranstaltung vor den Ereignissen in Chemnitz ursprünglich nur als kleine Gegendemo zum Stopp des sogenannten Busses der Meinungsfreiheit in Stuttgart geplant gewesen, der am Freitag auf dem Marktplatz hält. Hinter dem Bus steht Hedwig von Bevervoerde, die vor einigen Jahren in Stuttgart die sogenannte Demo für alle veranstaltete. Ihre Ziele sind heute ähnlich: gleichgeschlechtliche Eheschließungen wieder verbieten und das Thema Homosexualität aus den Lehrplänen streichen.

AfD sieht Schnittmengen bei den Zielen der Gäste

Das kommt nicht überall gut an. In Köln, wo der Bus am Mittwoch haltgemacht hatte, hätten Gegendemonstranten versucht, die Kundgebung niederzuschreien. „Auch in Stuttgart erwarten wir massive Gegenproteste“, sagt von Bevervoerde.

Dafür wirbt ein anderer für die Veranstaltung. Der AfD-Kreisvorstand Wolfgang Röll erkennt zahlreiche Überschneidungen zwischen den Zielen seiner Partei und den Zielen der Gäste: „Auch wir sind gegen Genderisierung, frühkindliche Sexualisierung und das Verächtlichmachen der Ehe zwischen Mann und Frau.“

Die Polizei sieht durchaus Konfliktpotenzial in den parallel stattfindenden Veranstaltungen, hofft aber, dass das breite Bündnis aus bürgerlichen Gruppen mäßigend auf Demonstranten aus dem linksextremen Spektrum wirkt. Auch diese haben ihr Kommen angekündigt.