Das Glasband am kleinen Schlossplatz ist kaputt und soll ersetzt werden. Doch das wird teuer. Die Rede ist von einem Millionenbetrag.

Stuttgart - Das Desaster um das Glasband des Kunstmuseums auf dem Kleinen Schlossplatz geht weiter: Die durch diese Nachricht leicht schockierten Stadträte im Ausschuss für Umwelt und Technik mussten am Dienstag erfahren, dass der Ersatz der zahlreiche Risse aufweisenden Glaselemente durch besonders widerstandsfähige Edelstahlplatten sehr teuer wird. Das Hochbauamt veranschlagte am Dienstag die Sanierungskosten einschließlich eines "zehnprozentigen Sicherheits- und Risikozuschlags" auf 1,85 Millionen Euro.

 

Die CDU-Fraktion hatte bereits Ende Mai kritische Fragen zu dem millionenschweren Reizthema Glasband an die Verwaltung gestellt. Als Verursacher der schweren Schäden an den transparenten Glasbändern gelten Skater und Lastwagenfahrer. Für solche starken Belastungen seien die Elemente auf dem Kleinen Schlossplatz auf keinen Fall ausgelegt, hieß es im Ausschuss. Darüberlaufende Fußgänger stellten hingegen kein Problem dar.

Die knapp zwei Millionen Euro sollen noch bei den laufenden Haushaltsberatungen bereitgestellt werden, um rasch mit der Sanierung beginnen zu können. "Ansonsten müssen wir wegen Feuchtigkeits- und Statikproblemen eine Reihe von Glaselementen rasch durch neue ersetzen, die kurz darauf schon wieder kaputt sein können", erläuterte Ulrich Klenk, der Leiter des Stuttgarter Hochbauamts. Allein der Austausch eines einzelnen Elements koste 18.000 Euro. Deshalb komme nur eine dauerhafte Lösung infrage.

Schäden durch Skater und Lastwagen

Nach der Prüfung von drei Vorschlägen habe man sich für die Abdeckung mit besonders korrosionsbeständigen Edelstahlplatten entschieden. "Diese Platten sind auch leicht von Schmutz und Farbe zu reinigen", versicherte Klenk. Die mehr als einen Zentimeter dicken Edelstahlteile enthielten insgesamt etwa 100 jeweils 30 mal 30 Zentimeter große Fenster aus kratzfestem Glas. Darunter liegende LED-Leuchten sollen abends computergesteuerte farbige Lichtanimationen auf dem Kleinen Schlossplatz ermöglichen.

"Diesen Vorschlag tragen auch die Architekten des Kunstmuseums mit, mit denen es lange und schwierige Verhandlungen gegeben hat", erläuterte Klenk. Auch die Museumsleitung befürworte dieses Sanierungskonzept, weil Tageslicht in den Ausstellungsräumen bei der Museumsleitung nicht mehr erwünscht sei.

Klenk appellierte an die Stadträte, diesen Vorschlag umzusetzen. Eine ebenfalls denkbare Sanierung mit Fertigteilen aus Beton sei weitaus weniger attraktiv und zudem kaum preiswerter zu haben.

Die Architekten haften dafür nicht

Angesichts der hohen Kosten waren die Stadträte aller Fraktionen alles andere als begeistert. "Das ist alles sehr teuer", sagte der CDU-Stadtrat Dieter Wahl. Aber das leidige Problem löse sich wohl leider nicht in Luft auf. Damit es weitergehe, müsse die Verwaltung die 1,85 Millionen Euro für die dringliche Sanierung im nächsten Doppelhaushalt vorsehen.

Auch die Grünen im Gemeinderat ärgerten sich über die enormen Sanierungskosten. "Unsere Architekten kommen offensichtlich mit dem Baustoff Glas nicht zurecht", sagte der Stadtrat Michael Kienzle. Deshalb sollten in Zukunft solche Experimente möglichst unterbleiben.

Die Stadt könne die Architekten aber nicht für die Schäden haftbar machen, betonte der Technikbürgermeister Dirk Thürnau. Diese erhielten auch ein weiteres Honorar für die mit ihnen geplante und abgestimmte Sanierung, weil sie ja auch zusätzliche Leistungen erbracht hätten. "Ohne die Belastung durch Skater und Lastwagen sähe das Glasband heute nicht so marode aus", sagte der Technikbürgermeister. Es sei eigentlich die Aufgabe der Stadt gewesen, für eine ordnungsgemäße Nutzung zu sorgen. Nun gelte es, die unschönen Zustände auf dem Kleinen Schlossplatz rasch aus der Welt zu schaffen.