Landesbetrieb Bundesbau: Was ist denn das? Ganz einfach: Eine Landesbehörde, die für den Bund in Baden-Württemberg baut – und noch mehr: zum Beispiel ein großes Museum in Berlin.

Karlsruhe - Es ist bald zwei Jahre her, da streifte eine Landeseinrichtung das Licht des öffentlichen Interesses, die zuvor nur Fachkreisen bekannt gewesen war. Damals berichtete der in Berlin erscheinende „Tagesspiegel“ indigniert, ein „Landesbetrieb Bundesbau Baden-Württemberg“ solle das „Museum des 20. Jahrhunderts“ am Berliner Kulturforum bauen. Grummelnd merkte das Blatt an, mit Sitz in Karlsruhe sei diese Behörde „nicht gerade prädestiniert für Management und Controlling einer Baustelle in Berlin“.

 

Es ist nicht irgendeine Baustelle. Nahe dem Potsdamer Platz entsteht ein Kulturtempel, der die Sammlung der Nationalgalerie zur Kunst der Moderne zur Anschauung bringen soll: Werke des deutschen Expressionismus, des Kubismus oder auch des Surrealismus. Auch wird das Museum Privatbeständen eine neue Heimat geben, etwa die Sammlung Marx oder die Sammlung Ulla und Heiner Pietzsch. Bauherr ist die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, der Entwurf stammt von den Basler Stararchitekten Herzog und de Meuron.

Nothelfer aus Baden-Württemberg

Berufen zur Realisierung des Projekts wäre eigentlich eine Bundesbehörde: das Bundesamt für Bauen und Raumordnung. Doch dieses war, folgt man den Presseberichten, bei Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) in Ungnade gefallen – nicht allein, aber doch wesentlich ausgelöst durch die Kostensteigerung bei der Sanierung des Pergamonmuseums auf der Museumsinsel. „Nun soll“, so berichtete der „Spiegel“ vergangenen Sommer 2017 überrascht, „eine staatliche Bauverwaltung aus Baden-Württemberg das geplante Museum des 20. Jahrhunderts bauen“.

Tatsächlich hatte wohl Kulturstaatsministerin Grütters in Baden-Württemberg bei Finanzministerin Edith Sitzmann (Grüne) um Amtshilfe gebeten. Doch so ungewöhnlich, wie es den Anschein hat, war das Ansinnen gar nicht. Man muss nur Andrea Heck fragen, die als Oberfinanzpräsidentin und Chefin der Oberfinanzdirektion Karlsruhe – unterhalb des Ministeriums – die baden-württembergische Finanzverwaltung führt. Eine ihrer Abteilungen ist der Landesbetrieb Bundesbau, kurz „Bundesbau“, der für den Bund in Baden-Württemberg baut. Das ist das Kerngeschäft. „Wir bauen alles, was sichtbar den Adler trägt“, sagt Klaus Max Rippel, der Leiter des „Bundesbau“ mit seinen 725 Mitarbeitern. Die Betriebsleitung ist in Freiburg stationiert, von dort aus werden sechs staatliche Hochbauämter dirigiert. Der „Bundesbau“ ist gewissermaßen der kleinere Bruder des Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden-Württemberg, der die Immobilien des Landes betreut. Zwischen beiden werde strikt getrennt, sagt Oberfinanzpräsidentin Heck. Das macht die Sache für den Bund attraktiv. Er kann exklusiv und ohne Reibung auf den „Bundesbau“ zugreifen.

„Bundesbau“ betreut weltweit 20 Botschaften

Bauen für den Bund heißt ganz wesentlich: Bauen für die Bundeswehr. Die Armee peppt ihre Kasernenunterkünfte auf. Der Trend gehe zum Einzelzimmer mit Dusche, sagt „Bundesbau“-Chef Rippel. Die Bundeswehr will ja Nachwuchs für die Berufsarmee gewinnen. Die Zeit, in der Wehrpflichtige in Acht-Mann-Stuben gesperrt werden konnten, ist vorbei. Alte Unterkünfte werden modernisiert, neue gebaut. Auch für die ausländischen Streitkräfte ist „Bundesbau“ da. Zum Beispiel managten Rippels Leute den Bau des Schulzentrums bei der Böblinger Panzerkaserne. Auch der Zoll oder die Bundesgerichte in Karlsruhe gehören zu den Kunden. Regelmäßig heimst der „Bundesbau“ Preise ein, zum Beispiel für die Gesamtsanierung des Bundesverfassungsgerichts.

Aus dem Bauen für den Bund im Land wurde dann seit Anfang der 2000er-Jahre ein Bauen für den Bund in der Welt. Es begann mit der bundesweiten Zuständigkeit für die Bundeswehr-Krankenhäuser. Daraus folgte die Anfrage, im Kosovo ein Lazarett zu errichten. Inzwischen betreut „Bundesbau“ etwa weltweit 20 Botschaften der Bundesrepublik. Zu den Paradeaufträgen gehörte die Sanierung der - mit dem Attribut „repräsentativ“ noch zurückhaltend beschriebenen – Residenz des deutschen Botschafters in London, ein klassizistisches Gebäude am Belgrave Square. Nicht wenige dieser Botschaftsgebäude liegen allerdings in risikoreicheren Weltgegenden, weshalb die Fachleute von „Bundesbau“ inzwischen eine gründliche Expertise in Sachen Gebäudesicherheit aufbauen konnten.

Das magische Dreieck: Qualität, Kosten, Termine

Weil Bundesbau als Dienstleister für andere tätig wird, ist die Kundenorientierung stark ausgeprägt. „Wir bewegen uns in einem Zieldreieck“, sagt Rippel: Qualität sichern, Kosten dämpfen und Termine garantieren – das sind die Eckpunkte. Doch ist das eine oft des anderen Feind. „Man kann nicht alles gleichzeitig optimieren.“ Derzeit macht Rippel die erhitzte Baukonjunktur zu schaffen. Und der Mangel an qualifizierten Nachwuchs. Er benötigt Ingenieure, Architekten und anderes qualifiziertes Personal. 260 Millionen Euro kann Rippel in diesem Jahr verbauen. Damit kommt er hin, zwar steigen die Preise, doch dafür gestaltet sich die Auftragsvergabe in der Hochkonjunktur am Bau schwieriger.

Der Vorentwurf für das Museum des 20. Jahrhunderts ist bald fertig. Derweil bereitet sich „Bundesbau“ schon auf die nächste Aufgabe in Berlin vor: den Bau des riesigen Labor-Campus des Bundesinstituts für Risikobewertung. Die Baukosten werden auf über eine halbe Milliarde Euro beziffert.