Das Parlament hebt die bisherigen Bedingungen der Werkrealschule auf. Ab dem kommenden Schuljahr werden Haupt- und Werkrealschule eins.

Stuttgart - Die Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer (SPD) rechnet damit, dass es bald "faktisch keine Hauptschule mehr geben wird, die sich nicht Werkrealschule nennen wird". Damit war am Mittwoch in der Sitzung des Landtags praktisch alles zum neuen Konzept der Werkrealschule gesagt. Mit den Stimmen von Grünen und SPD wurde beschlossen, dass die Zweizügigkeit keine Vorgabe mehr für die Schulartbezeichnung ist.

 

Die Zusammenarbeit mit den Berufsfachschulen in der zehnten Klasse ist keine Pflicht mehr. Die zehnte Klasse bereitet nicht nur auf den Werkrealschulabschluss, sondern auch auf den Hauptschulabschluss vor. Damit gibt es vom kommenden Schuljahr an in Baden-Württemberg die Möglichkeit, den Hauptschulabschluss nach neun oder nach zehn Jahren zu machen.

Wenn jede Hauptschule eine zehnte Klasse einrichtet, werden mehr Lehrer benötigt. Die Kultusministerin meint, mit 250 Deputaten auszukommen. Daran zweifelt die CDU-Abgeordnete Sabine Kurtz. Sie erinnerte in der Debatte daran, dass ursprünglich mit 486 Deputaten gerechnet worden sei. Inzwischen habe das Ministerium den Plan aufgegeben, die Schüler je nach dem Abschluss, den sie anstreben, in Klasse zehn getrennt zu unterrichten.

Die Werkrealschule war der falsche Weg

Nun sollen die zehnten Klassen gemeinsam geführt werden, es sei ein zieldifferentes Angebot erforderlich, das mit der Hälfte der Deputate möglich gemacht werden könne. Kurtz folgert daraus, "das Kultusministerium benutzt den integrierten Unterricht als Sparmodell". Das sei "rücksichtslos gegenüber Schülern und Lehrern". Sie zweifelt, ob das Kultusministerium den Fortbildungsbedarf der Lehrerschaft ernst nehme.

Dazu bemüht die CDU-Politikerin sogar die entsprechenden Forderungen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), der ihre Partei sonst nicht besonders nahesteht. Die Kultusministerin verweist auf 207.000 Euro, die für Fortbildung vorgesehen seien. Auch sei die Schülerschaft der Werkrealschule in der zehnten Klasse nicht anders als in den Klassen zuvor. Diese würden auch gemeinsam unterrichtet.

Mit dem Gesetz, betont Warminski-Leitheußer, nehme die grün-rote Landesregierung Fehlentwicklungen zurück. "Die Werkrealschule war nicht die richtige Antwort auf die Fragen der Demografie und der individuellen Förderung", findet die Ministerin. Die Grünen heben hervor, durch den Wegfall der verpflichtenden Kooperation mit den Berufsfachschulen bleibe mehr Zeit für die Kernfächer Deutsch und Mathematik. Wie die SPD sehen sie durch die Gesetzesänderung mehr Perspektiven für ländliche Hauptschulen.