Die Landesvorsitzende Thekla Walker will den Wahlkreis Böblingen für ihre Partei holen. Ihre Nominierung in Sindelfingen war fast einstimmig. Zweitkandidat ist der Böblinger Stadtrat Stefan Belz.

Sindelfingen - Thekla Walker, die Landesvorsitzende der Grünen, tritt im Wahlkreis Böblingen als Kandidatin für die Landtagswahl im nächsten Jahr an. 40 der anwesenden 41 stimmberechtigten Mitglieder votierten am Donnerstagabend in Sindelfingen bei der Kandidatenkür für die 46-Jährige. Sie hatte keinen Gegenkandidaten. Walker wohnt in Stuttgart, war dort von 2009 bis 2014 Stadträtin. „Doch der Landkreis Böblingen gehört zu meinem Einzugsgebiet, ist für mich ein Stück Heimat. Ich gehe hier gerne im Schönbuch und auf dem Venusberg wandern, besuche hier gerne das Sindelfinger Freibad“, stellte sich die Naturpädagogin und Mutter von zwei Söhnen im Teenageralter vor. „Ich halte es für wichtig, dass eine Frau kandidiert. Denn nur 18 Prozent der Landtagsabgeordneten sind weiblich.“

 

Sie erinnerte an den Wahlabend 2011, als „wir es geschafft haben, in einem konservativen Land der Regierungspartei die Regierung abzunehmen“. Und in den vergangenen vier Jahren hätten die Grünen gemeinsam mit der SPD das Land auf einen „Modernisierungskurs“ geführt. Wichtig sei, daran zu erinnern, was die grün-rote Regierung alles auf den Weg gebracht habe.

Walker zählt Erfolge der grün-roten Regierung auf

Völlig neu aufgestellt habe man die Bildungslandschaft. „Wir haben die Gemeinschaftsschule eingeführt, die verbindliche Grundschulempfehlung abgeschafft, ebenso die Studiengebühren, die Ausgaben für den Ausbau der Kitas und die Sprachförderung haben wir verdoppelt.“ Besonders gut sei das Land im Hochschulbereich. „Unsere grüne Wissenschaftsministerin Theresia Bauer ist zum dritten Mal nacheinander zur Wissenschaftsministerin des Jahres gewählt worden“, zählte Thekla Walker die Erfolge auf. Was nicht ganz stimmt. 2013 wurde dies Theresia Bauer. Bei all dem sei das Land nach wie vor ein starker Wirtschaftsstandort. Die „Unkenrufe“, die es vor vier Jahren bei der Regierungsübernahme gegeben habe, hätten sich nicht bewahrheitet.

Nun gelte es, das Erreichte zu verteidigen. „Wir brauchen noch mindestens eine Legislaturperiode, um den Modernisierungskurs weiter voranzutreiben“, so Walker: „Wir müssen erreichen, dass Winfried Kretschmann weiter Ministerpräsident bleibt und dass der Wahlkreis Böblingen wieder ein grünes Mandat holt.“

Bei der anschließenden Fragerunde kritisierte ein Parteimitglied, dass nach wie vor die Städte und Kommunen neue Baugebiete ausweisen würden. „Beim Thema Flächenverbrauch haben wir in der Tat noch nicht viel erreicht“, räumte Thekla Walker ein. Aber man arbeite daran. „Wir haben eine übergeordnete Leitplanung. Dafür brauchen wir eine weitere Legislaturperiode.“

Nicht für alle Schüler sei die Abschaffung der Grundschulempfehlung ein Segen, meinte ein anderes Mitglied. „Uns erreichte viel Kritik, dass viele Kinder auf der falschen Schule landen.“ Dazu gebe es unterschiedliche Ansichten, meinte Walker. „Wir hören auch Stimmen, die dies loben.“ Deshalb werde es nun eine Evaluation zu diesem Thema geben. Und wenn sich dabei herausstellen sollte, dass die neue Regelung zu Problemen führe, „dann werden wir uns dafür Lösungen überlegen“.

Zweitkandidat kommt aus Böblingen

Zum Zweitkandidaten wählten die Grünen Stefan Belz, Stadtrat aus Böblingen. Der 35-Jährige gehört erst seit 2011 den Grünen an. Den Ausschlag dafür habe damals Stuttgart 21 gegeben, sagte Belz. Seit dem vergangenen Jahr sitzt der Luft- und Raumfahrt-Ingenieur im Böblinger Kommunalparlament. Er wurde mit 40 Stimmen von dann 42 Stimmberechtigten gewählt.

„Das ist ein Superergebnis“, sagte Thekla Walker nach der Bekanntgabe des Stimmergebnisses. „Ich habe richtig Lust darauf, mit euch gemeinsam in den Wahlkampf zu ziehen.“