Mit eigenen Beobachtern will die Alternative für Deutschland (AfD) für Ordnung bei den Wahlen sorgen und hat dafür 75 Bürger geschult. Der Ordnungsbürgermeister Martin Schairer hat nur nur sehr wenige Zwischenfälle registriert.

Stuttgart - Konzentriert lässt Gernot Schwarz den Blick über die Tische im SSB-Veranstaltungszentrum auf der Waldau schweifen, wo mehrere Hundert Helfer Briefwahlunterlagen sortieren. Als Wahlbeobachter der AfD möchte er alles genau im Auge behalten. Die Partei hatte im Vorfeld der Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz Mitglieder und Unterstützer dazu aufgerufen, Wahllokalen einen Besuch abzustatten, um so zu verhindern, dass Wahlergebnisse manipuliert werden.

 

„Mir ist bislang nichts Schlechtes aufgefallen“, sagt der 75-Jährige mit der schwarz-rot-goldenen Krawatte. Alles sei in bester Ordnung: „Das hatte ich mir so gut nicht vorgestellt.“ Es sei wichtig, präsent zu sein, findet er. AfD-Kandidat Eberhard Brett sei auch da gewesen, doch er sei inzwischen weitergegangen. Insgesamt rund 75 Beobachter habe die Stuttgarter AfD in zwei Kursen geschult, berichtet Schwarz. Bei 350 Wahllokalen ist das nicht einmal ein Beobachter für jedes vierte.

Der Ansturm auf die Wahllokale war ordentlich

Kopfschütteln und Schulterzucken waren auch die Reaktionen, als Ordnungsbürgermeister Martin Schairer (CDU) am Mittag bei seinen Wahllokalbesuchen nach AfD-Zuschauern gefragt hatte. „Wahlbeobachter waren bislang kein Thema“, sagte Wahlhelfer Kilian Bezold vom Wahllokal 001-05 unweit der Liederhalle.

Hier gibt es alle Hochrechnungen und Ergebnisse

Auch im Wahllokal 001-13 am Europaplatz hatte sich von der AfD niemand sehen lassen. Ein Arzt habe wohl angekündigt, am Abend vielleicht mal vorbeizuschauen, sagte Wahlhelferin Dorothea Buss-Matthies. Ihr Eindruck sei aber, dass er aus eigenem Antrieb kommen wollte. Der Ansturm auf die Wahllokale war ordentlich. An der Liederhalle kamen bis zum Mittag 120 der insgesamt 950 Wähler. Und das, obwohl mehr als 200 bereits per Brief gewählt hatten. Bärbel Henning hilft schon seit mehr als 30 Jahren in Wahllokalen mit. Höchst selten habe es bisher Diskussionen oder andere Zwischenfälle gegeben, sagte die 73-Jährige. Auch die Helfer am Europaplatz hatten den Eindruck, dass am Morgen mehr als gewöhnlich los war. 80 Wähler seien bis zum Mittag gekommen, berichtete Marzena-Maria Orecka. Auch sie sei schon mindestens drei Jahrzehnte dabei, und jetzt habe sie „das große Privileg“, im neuen Wahllokal im Europaviertel ehrenamtlich tätig zu sein. Das Publikum sei jünger als in der Pragschule, sagte die 59-Jährige. Viele wirkten gut situiert.

Keine größeren Zwischenfälle

Vereinzelt gab es wohl Irritationen, weil Wahlbezirke neu eingeteilt worden waren. Größere Zwischenfälle gab es aber nicht, bestätigten der Wahlleiter Thomas Schwarz und Hermann Karpf, der persönliche Referent von Martin Schairer. Das sie mit dem Stuttgarter Ordnungsbürgermeister an dem Morgen ihre Runde machten, hatte nichts mit den angekündigten Wahlbeobachtern zu tun. „Das machen wir bei jeder Wahl“, erklärte Karpf. Auch sie hätten bisher sehr wenig Zwischenfälle beobachtet. Einmal habe es Probleme gegeben, weil die Gegend um ein Wahllokal wegen einer Sportveranstaltung abgesperrt worden war und die Wähler schwer durchkamen.

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Für die ehrenamtlichen Helfer hatte Bürgermeister Schairer viel Lob übrig. Einige von ihnen würden schon seit Jahrzehnten eine gute Arbeit machen. „Es ist ungeheuerlich, den Leuten zu unterstellen, sie würden Ergebnisse fälschen“, sagte er. Wahlhelferin Bärbel Henning nahm es mit einem Schulterzucken: „Skeptiker wird es immer geben.“