Wie sieht die Landwirtschaft der Zukunft aus? Diese Frage stellen sich Bauern diese Woche auf dem Bauerntag. Wir haben mit dem Verbandsvorsitzenden Klaus Mugele über Geruchsbelästigung, sterbende Insekten und den Einsatz von Glyphosat gesprochen.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Rems-Murr-Kreis - Themen gibt es zur Genüge, wenn sich am Freitag die Mitglieder des Bauernverbandes Schwäbisch Hall, Hohenlohe, Rems im Alfred-Kärcher-Auditorium in Winnenden treffen. Zurzeit sehe sich die Landwirtschaft mit mehreren Vorwürfen konfrontiert, sagt Klaus Mugele, der Vorsitzende des Verbandes, der zurzeit exakt 4969 Mitglieder zählt. Die Zahl der Betriebsaufgaben sei nicht gravierend. „Außer in der Tierhaltung“, so der Landwirt aus Forchtenberg im Kreis Schwäbisch Hall. Die richtige Tierhaltung sei eines der aktuellen Themen.

 

„Es herrscht eine große Unsicherheit angesichts sich ständig ändernder Bedingungen. Wenn jemand in einen neuen Stall investiert, sollte dieser auch die nächsten zwanzig Jahre fortbestehen können. Denn die Investitionen sind da sehr hoch“, sagt Mugele und nennt ein Beispiel.

Der einflussreichste Agrarökonom kommt zum Bauerntag

So könne ein Stall offen oder geschlossen gebaut werden. „Entscheidet man sich für die offene Variante, muss man bedenken, dass die Ausscheidungen geruchsintensiv sind. Die riechen nicht nach Veilchen“, so der 61-Jährige. Je nach Lage eines Hofes in einem dicht besiedelten Land wie Baden-Württemberg könne das zu Geruchsbelästigungen in benachbarten Ortschaften führen und damit zu Ärger für den Landwirt mit seinem Stall.

„Sicherung der Welternährung - Welche Art Landwirtschaft kann das zukünftig leisten?“ lautet der Titel des Vortrags von Matin Qaim, der auf dem Kreisbauerntag sprechen wird. Qaim ist Professor für Agrarökonomie an der Göttinger Georg-August-Universität und zählt zu den führenden Experten für globale Ernährungssicherheit, nach einem Ranking der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gilt er als einflussreichster Agrarökonom Deutschlands. „Ich bin gespannt, was er uns zu diesem Thema berichten wird“, sagt Klaus Mugele. denn Qaim bürste Themen oft gegen den Strich.

Qaim spricht ein Thema an, welches die Landwirte in Deutschland umtreibe: die richtige Anbaumethode. Darunter fällt auch der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wie dem höchst umstrittenen Glyphosat. In dieser Frage werde zu sehr in Schwarz und Weiß argumentiert, der Landwirtschaft von verschiedenen Seiten vorschnell der Schwarze Peter zugeschoben, befürchtet Klaus Mugele.

Warum verschwinden die Insekten?

So stelle sich den Bauern die Frage, wie sie im Frühjahr mit dem noch vorhandenen Grün aus dem vergangenen Spätsommer und dem Unkraut, das dazwischen sprießt, umgehen sollen. „Um wieder säen zu können, muss das weg. Man kann die Pflanzen tief in den Boden arbeiten, doch dazu muss man mehrmals mit schweren Schleppern über die Fläche fahren, was der Bodenstruktur schadet.“ Unter anderem würden dadurch auch Regenwürmer, die durch ihre Grabarbeit den Boden auflockern und dadurch durchlüften, beeinträchtigt. Bleibe eben noch der andere Weg: der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.

Die Landwirte stünden zurzeit zwischen zwei völlig verschiedenen Ansichten zum richtigen Wirtschaften. Zum einen sollen sie ausreichend bezahlbare Lebensmittel erzeugen, zum anderen aber auch umwelt- und landschaftschonend agieren. Vorschnell würden in dieser Diskussion der Landwirtschaft die Verantwortung für manche Phänomene angelastet. „Das Verschwinden von Insekten, schlagartig und in kürzester Zeit, kann nicht allein an der Bewirtschaftung liegen.

In den vergangenen Jahren hat sich in der Landwirtschaft nichts so gravierend geändert, dass man sagen könnte, das ist die Ursache dafür“, meint Klaus Mugele. Er könne sich ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren vorstellen, unter anderem auch durch Abgase oder Dieselzusätze.