Für Menschen, die seit langem arbeitslos sind und gesundheitliche Probleme haben, bietet ein Modellprojekt der Waiblinger Dienste die Chance, sich für einen Job im Bewachungsgewerbe zu qualifizieren.

Waiblingen - Alexander Traby hat sich kürzlich mit einer Wette ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt – und gewonnen. Nun hat der Betriebsleiter der Waiblinger Dienste, einer Einrichtung, die sich speziell um langzeitarbeitslose Menschen kümmert, gleich sechs Kaffeeeinladungen bei seinen Wettgegnern gut. Die sechs Männer, allesamt Teilnehmer am Qualifizierungsprojekt „Quasi“ und seit vielen Jahren arbeitslos, hatten nicht glauben wollen, dass Traby es schaffen würde, einen Praktikumsplatz für sie zu finden – schon gar nicht innerhalb von wenigen Wochen. Falsch gedacht: Im Juni können die sechs Männer für zwei Wochen als Praktikanten bei der Messe Stuttgart arbeiten.

 

„Quasi“ ist die Kurzform für ein Projekt mit dem sperrigen Namen „Qualifizierung und Arbeitserprobung Schwervermittelbarer zur Integration“. Das vom Jobcenter Rems-Murr geförderte Programm richte sich an „körperlich besonders schwache und gesundheitlich eingeschränkte Langzeitarbeitslose“, sagt Alexander Traby. Manche der Teilnehmer haben einen Schwerbehindertenausweis, andere leiden unter schweren Depressionen oder dürfen zum Beispiel aus gesundheitlichen Gründen nicht lange stehen, keine Arbeiten über dem Kopf ausführen oder keine Spätdienste schieben. Trotzdem: „Die Leute wollen etwas lernen, man muss es nur richtig anstellen“, erklärt Traby.

Auf die Frage, in welcher Branche diese Menschen eine Chance auf einen Job haben könnten, haben die Waiblinger Dienste die Antwort „Bewachungsgewerbe“ gefunden. Eine Qualifizierung zur „Fachkraft für Sicherheit“ biete viele Einsatzmöglichkeiten, sagt Alexander Traby: „Vom Kaufhausdetektiv über den Pförtner bis zum Einweiser von Lastwagen auf der Messe. Das ist ein Arbeitsbereich, in dem es viele freie Stellen gibt.“ Eine Berufsausbildung im eigentlichen Sinne gebe es für diese Arbeit nicht, aber Bewerber auf einen Arbeitsplatz müssten eine Sachkundeprüfung vorweisen, auf die sie im Zuge von „Quasi“ von Dozenten des Verbands für Sicherheit in der Wirtschaft (VSW) vorbereitet werden.

„Das ist die einzige Chance, die ich noch habe“, sagt ein 52-jähriger Projektteilnehmer, der viele Jahre als Kraftfahrer gearbeitet und recht gutes Geld verdient hat. Nach einer schweren Erkrankung war klar, dass er sich nie wieder berufsmäßig hinter das Steuer eines Lasters würde setzen können. „Ich habe vom Arzt eine ganze Seite, die vollgeschrieben ist mit allem, was ich nicht mehr machen darf. Aber ich hoffe, dass ich im Bewachungsgewerbe noch einige Jahre arbeiten kann“, sagt der Mann, der keinen Hehl daraus macht, dass er die Maßnahme Quasi zu Beginn sehr skeptisch gesehen hat. Inzwischen aber habe er seine Meinung geändert.