Jeden Abend räumt der Stuttgarter Peter Schad die Reste aus einer großen Bäckerei aus und bringt die Brote, Brötchen und Kuchen bedürftigen Menschen. Jetzt braucht er dringend ein geeignetes Fahrzeug und einen Sponsor für dessen Unterhalt.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Zuhause einfach herumzusitzen, das liegt ihm nicht. „Ich will immer die Welt ein bisschen ,umdrehen’ “, sagt Peter Schad und muss lachen, wenn er sich selbst so charakterisiert. Und tatsächlich „dreht“ er genau seit 30 Jahren. Er macht die Welt ein bisschen besser, im Rahmen dessen, was er in seinem Umfeld in Stuttgart leisten kann. 50 Haushalte – kinderreiche Familien, Menschen mit einer Behinderung, Senioren – versorgt er mit seinem kostenlosen privaten Lieferdienst jeweils einmal in der Woche. Er bringt Backwaren, die am Abend noch im Laden liegen geblieben sind, und Lebensmittel aus der Schwäbischen Tafel, die sich dort nicht verkaufen lassen, wie zum Beispiel Joghurt mit Gelatine. Die ist aus Schweinefleisch und für die muslimische Kundschaft deshalb tabu.

 

Ein Lebensmittelretter der ersten Stunde

Manchmal ist bei Produkten das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten oder droht abzulaufen und die Tafel kann sie nicht mehr unter die Leute bringen. Schad ist ein Lebensmittelretter und war das schon zu einer Zeit, als dieses Thema noch nicht im öffentlichen Bewusstsein war. 2015 wurde er für sein Engagement mit dem Ehrenamtspreis „Stuttgarter des Jahres“ ausgezeichnet.

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Die eingesammelten Lebensmittel fährt er nicht nur kreuz und quer durch Stuttgart, sondern sein Radius reicht bis nach Esslingen, Fellbach, Schorndorf, Winnenden, Leonberg. Da kommen jede Woche etliche Kilometer zusammen. Für den Transport der Säcke mit Brot und Brötchen, für die Kisten mit den süßen Stückle und für die Container mit übrig gebliebenem Obst und Gemüse oder Milchprodukten aus dem Tafelladen hatte Schad, der nach einem schweren Unfall heute von einer Erwerbsminderungsrente lebt, bis vergangenen Herbst einen Sprinter. Den hatte der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) ausgemustert und Schad unter der Woche überlassen. Die Unkosten trug der ASB.

Mühsamer Transport im Kleinwagen

20 Jahre alt war der Sprinter, er hatte stolze 400 000 Kilometer auf dem Tacho. Dann hätte vergangenes Jahr nur noch eine 5000 Euro teure Reparatur den Sprinter retten können. Der ASB lehnte es ab, das Fahrzeug noch einmal auf Vordermann bringen zu lassen. Damit verlor Schad die Basis für seine private Suppenküche, wie er selbst sein Engagement nennt. Seit dem Ende des Sprinter ist er auf der Suche nach einem Ersatzfahrzeug. Doch bei allen Institutionen, die er angefragt hat, ist er mit seinem Anliegen bisher abgeblitzt. Auch der ASB sieht keine Möglichkeit mehr ihm zu helfen.

Der Schreinermeister kann mit jetzt 57 Jahren nach seinem Unfall seinen Beruf nicht mehr ausüben. Seine Ehefrau ist im Gesundheitswesen tätig. Das Paar hat zwar sein Auskommen, aber keinen Euro übrig. Doch sein soziales Engagement bedeutet Schad alles und dafür braucht er finanzielle Unterstützung. Und weil er die Menschen, die er regelmäßig beliefert, nicht hängen lassen will, fährt er seit einem halben Jahr mit seinem alten Opel Corsa die Waren aus. „Da muss ich zigmal fahren, weil ich ja nicht alles reinkriege“, sagt er. „Für die Bäckerei habe ich einen Schlüssel, damit ich dort am Abend leerräumen kann. Mit einer einzigen Fuhre würde ich das nicht schaffen.“ Auch für die Spritkosten kommt er jetzt selbst auf, früher konnte er kostenfrei über den ASB tanken.

Die Waschmaschine auf dem Autodach

Schad, der umtriebige Werkler, übernimmt hin und wieder auch Haushaltsauflösungen. Von der Bettwäsche bis zur Waschmaschine fährt er die Dinge dann zu Menschen, die sie gebrauchen können. Die Garage eines Nachbarn darf er als Zwischenlager für Möbel und Elektrogeräte benutzen. „Die großen Sachen lade ich auf das Dach des Corsa“, sagt er, ungeachtet der Tatsache, dass er seinem alten Kleinwagen damit ziemlich viel zumutet. Weil er die Backwaren erst nach Ladenschluss abholen kann, kurvt er oft bis spät in die Nacht durch die Region. „Wenn ich erst um kurz vor Mitternacht wiederkomme, sagt meine Frau: ,Jetzt ist aber mal gut!’ “, erzählt er.

Für ihn ist es eine Mission, Menschen zu helfen, die auf der Schattenseite des Lebens stehen. Vor einigen Jahren, als er noch als Schreiner gearbeitet hat, unternahm er seine Touren nach Feierabend. „Ich habe als Schreiner damals die Bäckerei umgebaut und habe gesehen, was da jeden Abend übrig blieb“, berichtet er. Dass das alles auf den Müll kam, konnte er nicht akzeptieren – wo es andererseits doch so viele bedürftige Menschen gibt.

Wohltäter für den Wohltäter gesucht

„Was ich jetzt brauche, ist ein Gesamtpaket“, rechnet er vor. „Einen Sprinter und einen Sponsor, der den Sprit, die Steuer und die Versicherung sowie die Wartung übernimmt. Einen Stellplatz habe ich.“ Auf der Grundlage der Kosten des vorherigen Modells hat er die monatlichen Unkosten berechnet: 700 bis 1000 Euro fallen an – vom Sprit bis zu den Unterhaltskosten. Diese Summe kann er von seiner schmalen Erwerbsminderungsrente keinesfalls aufbringen. Andererseits ist es ihm eine Herzensangelegenheit, weiter als guter Engel für andere zu wirken und zugleich seinen Beitrag zu leisten, um etwas gegen die sinnlose Vernichtung von Lebensmitteln zu tun.