Die Lage an den Gymnasien Matthias Wasel, der geschäftsführende Leiter der Stuttgarter Gymnasien und Leiter des Hölderlin-Gymnasiums, fasst die Lage so zusammen: „Wir sind mit einem Pflichtunterricht gestartet, der funktioniert. Aber wir putzen gerade die Dellen aus, die wir schon zu Schulbeginn erlitten haben – durch Schwangerschaften und Krankheiten.“ Das sei „ein Riesenthema“. Konkret bedeute es: „Wir bitten Teilzeitkräfte, aufzustocken.“ Man lege Gruppen zusammen. Und man biete befristete Verträge an. Es sei aber „sehr schwer, jemanden zu bekommen“, so Wasel. Das Problem sei: „Jetzt ist der Markt für Vertretungslehrkräfte ziemlich leer.“ Das Regierungspräsidium teilt mit, dass man keine Statistik darüber führe, wie viele Lehrer durch Schwangerschaften und Erkrankungen für den Präsenzunterricht ausfallen.
Die Mangelfächer an den Gymnasien Das Regierungspräsidium erklärt: „Größte Probleme bestehen in den Fächern Physik und Informatik.“ Dies müsse durch interne Maßnahmen aufgefangen werden. Es seien zwar „alle zur Verfügung stehenden Stellen besetzt“ worden. Dennoch räumt die Behörde ein: „Insgesamt ist die Bewerbungslage über alle Fächer hinweg, insbesondere aber in den Naturwissenschaften, schwierig.“ Und weiter: „Der Pflichtunterricht kann an den Stuttgarter Gymnasien größtenteils stattfinden, auch wenn es aufgrund neu aufgetretener Ausfälle noch offene Bedarfe gibt.“ Schulleiter Wasel erklärt, man löse dieses Problem dann so, indem man bei Physik auf den Chemielehrer ausweiche. Sofern vorhanden. Oder indem man Ingenieure einsetze. Der Schulleiter ergänzt: „Mathe ist immer auf Kante genäht.“
Die Lage an den beruflichen Schulen Dort sind laut RP zwölf Stellen nicht besetzt. Durch interne Verschiebungen könne der Pflichtunterricht an den beruflichen Schulen jedoch „größtenteils aufrechterhalten werden“. Zu Schuljahresbeginn seien allerdings bereits „einige kurzfristige Ausfälle“ gemeldet worden, so die Behörde. Rainer Denz, der geschäftsführende Leiter der kaufmännischen Schulen, berichtet, im Schnitt fehlten ein bis zwei Kollegen oder Kolleginnen pro Schule. Die Unterrichtsversorgung sei aber „im Wesentlichen in Ordnung“, so Denz. Beim Pflichtunterricht gebe es „keine größeren Probleme“. Eine ähnliche Einschätzung hat Felix Winkler, der geschäftsführende Leiter der gewerblichen und hauswirtschaftlichen Schulen: „Insgesamt sind wir gut ausgestattet.“
Die Mangelfächer Mangelfächer gibt es bei den beruflichen Schulen aber weiterhin – laut RP sind es Chemie, Energie- und Automatisierungstechnik, System- und Informationstechnik, Informatik, Biotechnologie und Sozialpädagogik. „Eine schwierige Versorgungslage besteht verstärkt im gewerblichen Bereich“, so das RP. Und an den kaufmännischen Schulen gebe es zudem einen Bedarf an BWL.
Die Schülerströme Bei den kaufmännischen Schulen gebe es im Vollzeitbereich „überall volle Klassen“, berichtet Denz, zum Teil sogar „übervoll“. In einer Schule habe man aufgrund der Wiederholer nicht alle Schüler unterbringen können. Im Teilzeitbereich, also der Berufsschule, sei der Rückgang der Schülerzahlen jedoch „weniger drastisch als befürchtet“. Winkler hingegen verzeichnet in den berufsbildenden Bildungsgängen im Vollzeitbereich „keinen großen Zuwachs“. Er vermutet, dass einige Wiederholer an den allgemeinbildenden Schulen geblieben seien und diese Welle sich daher verzögere.
Berufsfachschule boomt Als „gute und richtige Maßnahme“ habe sich das besondere Angebot von acht gewerblichen Schulen mit einer einjährigen Berufsfachschule erwiesen, so Winkler. Es bietet Absolventen der Klassenstufen neun und zehn, die auf Lehrstellensuche sind, eine Alternative. Und zwar ausnahmsweise ohne Vorvertrag. 230 Schüler hätten sich gemeldet, zehn Klassen seien zustande gekommen. „Wir wollen versuchen, diese Schüler im Laufe des Jahres in Ausbildungsverhältnisse zu bringen“, kündigt Winkler an