Das Schulamt ist zuständig für die Kreise Göppingen, Ostalb und Heidenheim, doch vor allem im Filstal sei die Lage besonders dramatisch: „Viele ausgeschriebene Stellen konnten vor allem im Landkreis Göppingen nicht besetzt werden. Viele Grundschulen können ihren Direktbereich nur über befristete Verträge abdecken. Es bleibt zu befürchten, dass einige Grundschulen nicht genügend Klassenlehrkräfte haben.“ Hofrichters Fazit: „Die Arbeitsfähigkeit ist deutlich gefährdet. An Einzelstandorten werden Klassen zu Schuljahresbeginn zusammengelegt werden müssen und Eingriffe in die Stundentafel sind unumgänglich.“
Schulamt geht von einem langfristigen Lehrermangel aus
Doch nicht nur die Grundschulen hätten Probleme: „Da von einem auch in den kommenden Jahren langfristig anhaltenden Lehrkräftemangel ausgegangen werden muss, ist es sogar zwingend notwendig, dass sich alle Schulen aller Schularten mit dem Thema der Unterrichtsqualität und des Lernerfolgs der Schülerinnen und Schüler unter den gegebenen Bedingungen befassen.“ Das Schulamt ist zuständig für alle Schularten außer Gymnasien und Berufsschulen.
Auffällig an den vom Schulamt veröffentlichten Zahlen ist, dass die Werkrealschulen dabei sind, sich überflüssig zu machen – beziehungsweise die Anmeldezahlen sorgen dafür: Der seit mehreren Jahren zu beobachtende Trend setzt sich fort, nur noch 119 Fünftklässler im Landkreis werden von Montag an diese Schulart besuchen, im Vorjahr waren es immerhin noch 147 gewesen, ein Rückgang von 19 Prozent.
Steigende Flüchtlingszahlen haben mehr Einschulungen zur Folge
Ein landesweiter Trend zeigt sich auch im Landkreis. Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) verwies am Mittwoch bei ihrer Pressekonferenz zum Schuljahresbeginn auf die steigende Zahl von Grundschülern: Es würden im neuen Schuljahr dort 15 000 Kinder mehr unterrichtet als im Vorjahr. Als Grund für den starken Anstieg nannte sie die große Zahl an Flüchtlingen, vor allem, aber nicht nur, aus der Ukraine. Der größte Anstieg ist Schopper zufolge in Klasse 1 zu verzeichnen.
Im Kreis Göppingen drückt sich das in Zahlen so aus: Statt 2403 Erstklässlern im vergangenen Jahr, werden in der kommenden Woche 2542 Schüler mit der Schultüte erstmals ihre Lehrerinnen und Lehrer kennenlernen, ein Plus von 5,8 Prozent. Im vergangenen Schuljahr wurden im Kreis in den bestehenden 110 Vorbereitungsklassen mehr als 2100 Kinder und Jugendliche mit geringen oder keinen deutschen Sprachkenntnissen unterrichtet, davon waren 1300 ukrainische Flüchtlinge und 800 Kinder aus anderen Nationen. Zur Vorbereitung auf das neue Schuljahr wurden laut Hofrichter im Schulamtsbezirk 133 Vorbereitungsklassen gleich zu Schuljahresbeginn eingerichtet, 23 mehr als im Vorjahr.
Gemeinschaftsschule scheint an Attraktivität einzubüßen
Ein Plus bei den Fünftklässlern verzeichnen in Hofrichters Statistik lediglich die Realschulen (Gymnasien werden vom Schulamt nicht erfasst): 879 Schüler bedeutet ein Plus von 10,6 Prozent. Dagegen scheint die Gemeinschaftsschule an Attraktivität zu verlieren: 310 Fünftklässler im Landkreis bedeuten ein Minus von 13,4 Prozent im bevorstehenden Schuljahr.
Sonderpädagogik: Versorgung bleibt schwierig
Einschränkung
Im Bereich der Sonderpädagogik ist die Versorgung weiterhin schwierig. „Somit sind einige der Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren nur bedingt arbeitsfähig oder verfügen lediglich über eine Basisversorgung“, sagt der Leiter des staatlichen Schulamts.
Aussicht
Aufgrund neuer Ausfälle gelinge es nicht, an einigen Schulen die großen Lücken zufriedenstellend zu schließen. Im letzten laufenden Einstellungsverfahren, das bis Ende September die Möglichkeit der Stellenbesetzung biete, habe bisher keine der freien Stellen im Bereich des Schulamts besetzt werden können, berichtet der Amtsleiter.
Unterricht
Die inklusiven Bildungsangebote für den gemeinsamen Unterricht behinderter und nicht behinderter Kinder würden bedarfsorientiert organisiert, die Beratung für Eltern weiter ausgebaut.