Naturschützer wollen Lebensraum Stadt attraktiver machen. Morgen Diskussion über Wohnflächen.

Leonberg - Die Beschlusslage des Gemeinderates ist eindeutig: Nordöstlich vom Westanschluss soll ein neues Gewerbegebiet entstehen. Das mehrheitliche „Ja“ der Stadträte ist freilich mehr eine Einsicht in die finanzielle Notwendigkeit neuer Einnahmequellen als die Begeisterung für einen optimalen Standort. Immerhin: Die Lage direkt an der Autobahn ist für die meisten Unternehmen attraktiv.

 

Ob am Längenbühl aber tatsächlich viele neue Arbeitsplätze geschaffen werden können, das wird von Gudrun Sach massiv in Zweifel gezogen. Die neue Vorsitzende der Leonberger Bezirksgruppe des Bundes für Umweltschutz und Natur (BUND) befürchtet vielmehr, dass der autobahnnahe Standort vor allem Logistikbetriebe anlocken wird, die zwar viele Lastwagen mit sich bringen, aber kaum neue Jobs.

„Wir müssen uns die Frage stellen, ob es nicht wichtiger ist, Leonberg als attraktive Wohnstadt zu profilieren“, sagt die ehemalige Gabl-Stadträtin. „Neuer Flächenverbrauch trägt nicht unbedingt zu einem positiven Image bei.“

Wenn überhaupt, so argumentieren Sach, ihr Vorstandskollege Max Urlichs und ihr Vorgänger Dietrich Becker, müssten Rat und Verwaltung nach innerstädtischen Brachen Ausschau halten: „Im Hertich gibt es genügend Potenzial für Neuansiedlungen oder Betriebserweiterungen.“

Auch warnen die BUND-Aktiven davor, dass sich Leonberg ständig mit dem expandierenden Rutesheim messen solle. Beide Städte könne man nicht miteinander vergleichen. Das Mittelzentrum Leonberg habe eine Vielzahl an Aufgaben und Funktionen für die ganze Region.

„Anstatt sich einen Konkurrenzkampf zu liefern, sollten beide Städte lieber auf interkommunale Zusammenarbeit setzen“, fordern Sach und ihre Mitstreiter.

Nicht nur um Gewerbegebiete, sondern auch um zusätzliche Wohnflächen. geht es bei der Mitgliederversammlung des BUND am morgigen Mittwoch im Haus der Begegnung , Eltinger Straße 23. Unter dem Motto „Brauchen wir neue Baugebiete?“ diskutieren um 20 Uhr Peter Mauch vom Stadtplanungsamt und Alfred Ruther-Mehlis.

Der Professor für Stadtplanung an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen und der Leonberger Stadtplaner werden neben der Gewerbegebietsproblematik den Kampf der Kommunen um mehr Einwohner und damit auch um zusätzliche Wohnbaugebiete kontrovers diskutieren.

Leonberg wirbt offensiv um neue Einwohner und hat in den vergangenen Jahren die Zahl der Baugrundstücke deutlich erhöht. Der Oberbürgermeister Bernhard Schuler sprach jüngst von einem „Wettbewerb der Kommunen um neue Bürger“, der angesichts der demografischen Entwicklung unvermeidbar sei.

Bei der Diskussion zwischen dem Planungsprofessor von der Hochschule und dem Planungspraktiker aus dem Rathaus sind nicht nur Mitglieder, sondern alle Interessierten herzlich willkommen.