Der Reit- und Fahrverein Leonberg feiert vor voll besetzten Rängen im Reiterzentrum Tilgshäusle ein musikalisches Fest für Menschen und Pferde.

Andreas Gabalier versetzt mit seinen Liedern nicht nur Zweibeiner in Ekstase. Auch die Vierbeiner des Reit- und Fahrvereins Leonberg (RFV) wissen sich zur Musik des österreichischen Volks-Rock’n-Rollers angemessen zu bewegen. Das konnten die Zuschauer beim Schau-Reiten des RFV bewundern, das unter dem Motto „Schlagerparty“ stand. Nur Viviane Böpples Pferd war von den Textzeilen in „Hulapalu“ offenbar doch überfordert: Kurz vor einem Oxer legte es eine abrupte Vollbremsung hin, sodass der Oberkörper der Reiterin nach vorne geschleudert wurde. Doch die erfahrene Viviane Böpple lächelte den kleinen Fauxpas hinweg und brauste anschließend in Affentempo über den Parcours durch die Halle.

 

Weniger als durch Schlagermusik fühlen sich die Vierbeiner durch Applaus gestört. „Das löst bei den Tieren einen Fluchtreflex aus. Merken Sie sich die bewundernswerten Stellen lieber und legen Sie alles in einen Schlussapplaus“, riet Moderatorin Katrin Malchin, die so zahlreich erschienen waren, dass sogar Stehplätze knapp waren.

Traben zu Ballermann-Hits

Mit dem Schaureiten gab der RFV Leonberg Einblick in sein breit gefächertes Angebot. Zunächst durften die Springreiter ihr Können zeigen, die in bunter Faschingskostümierung passend zu Wencke Myrrhes „Flower Power Kleid“ über die Hindernisse gingen und auch zum letztjährigen Ballermann-Hit „Der Zug hat keine Bremse“ ihren Rhythmus hielten. Und um das Vorurteil zu entkräften, Reiter seien an sich keine sportlichen Typen, schnappten sich alle jungen Frauen, kaum dass sie den Sattel verlassen hatten, ein Fahrrad, um damit durch die Halle zu cruisen – auf dem weichen Boden vor allem beim Start eine Kraftanstrengung.

Nachdem unter dem Beifall des fachkundigen Publikums Helfer nicht nur die Hindernisse abgebaut, sondern auch die Pferdeäpfel auf dem Parcours aufgesammelt hatten, zeigten sechs Dressurreiterinnen auf ihren mit buntem Krepppapier in der Mähne aufgehübschten Pferden zu Beatrice Eglis Hit „Bunt“ eine Quadrille, gefolgt von Maya Wächter, die Einblicke in ihre Pony-Kür gab.

Salto und Schulterstand – auf dem Pferd!

Den größten Applaus holten sich 18 Voltigiererinnen ab, die mit roten Luftballons an den Handgelenken zu Nenas „99 Luftballons“ akrobatische Übungen zeigten – vom Salto bis zum Schulterstand. Allerdings ohne Pferd – „auch Pferde können Magen-Darm-Grippe kriegen“, klärte Katrin Malchin die Zuschauer auf. Um diese im nächsten Moment aufzufordern, alle Zurückhaltung fahren zu lassen und „richtig auszurasten“ – beim Wettrennen mit dem Hüpfball im Einhorn-Style, was auch den Kindern aus dem Publikum einen Riesenspaß machte.

Von der Ersten Vorsitzenden Petra Opalla und Oberbürgermeister Martin Cohn geehrt wurden besonders erfolgreiche RFV-Reiterinnen: Leni Sophie Wächter, Nadine Hindermeyer, Theresa Brendle, Jule Reusch und Viviane Böpple. OB Cohn lehnte zwar das Angebot ab, auf ein Pferd zu steigen, versprach aber, zehn Reitstunden zu nehmen – und diese aus eigener Tasche zu bezahlen. Und obwohl er einst beim Trinken eines Pferdes am Fluss aus dessen Sattel gefallen war, wie er offenherzig verkündete, suchte er nach jeder Ehrung die Nähe der Vierbeiner und tätschelte sie liebevoll. Zum Abschluss sprangen fünf Reiterinnen des Pferdesportzentrums Benzenbühl – etwa zu Almklausis und Specktakels Hit „Mama Laudaaa“ – über gehaltene Banner. Und am Ende demonstrierte Katrin Malchin, dass der RFV mehr ist als ein Sportverein: Als die Kunde in die Halle drang, dass es für manche auf einer Koppel geparkten Autos schwierig sei, von dort wegzukommen, versprach sie: „Der Bauer ist informiert, wir ziehen sie wieder heraus.“ Ob die Pferde am Abend noch einmal Andreas Gabalier auf die Ohren bekamen, ließ sich trotz intensiver Recherchen nicht ermitteln.