Geringe Reichweite und viel Sprit: OB fährt jetzt normalen Audi. An dem prangt LEO-OB 1.

Leonberg - Jens Zimmermann hat mit neumodischen Begriffen wie Facility-Manager nichts am Hut. Er versteht sich als Hausmeister und damit auch ein Stück weit als ein guter Geist im Leonberger Rathaus. Und in dieser Funktion schaut er nicht nur im schmucken Verwaltungsneubau nach dem Rechten, sondern chauffiert auch schon mal seinen obersten Chef.

 

Kräftiges Rucken

Doch das war in letzter Zeit kein Vergnügen mehr. „Wenn ich gebremst habe, hat sich das angefühlt, als hätte man einen Anker geworfen“, berichtet er über seine Fahrten mit Martin Kaufmann im Fonds.

„Außerdem hat der Wagen ständig von Elektro- auf Benzinmodus umgeschaltet, und dann hat es kräftig geruckt“, klagt Zimmermann. „Schließlich war die Reichweite äußerst begrenzt. Mindestens alle zehn Kilometer war neuer Strom fällig.“

Insgesamt kein gutes Urteil also für die C-Klasse von Daimler mit Hybrid-Antrieb. Die hatte Martin Kaufmann an seinem ersten Arbeitstag als Oberbürgermeister am 1. Dezember des vergangenen Jahres präsentiert. Der neue Chef wollte damit vor allem Umweltbewusstsein demonstrieren.

Fast ein Jahr später sind die hehren Absichten der Erkenntnis gewichen, dass ein ganz normales Auto zumindest im Moment vielleicht doch als bessere Lösung erscheint. Denn neben den eingangs vom Hausmeister geschilderten Problemen hat sich der Wagen wegen seines hohen Gewichts als Spritfresser herausgestellt.

Nach nicht einmal einem Jahr hat Kaufmann jetzt die Marke gewechselt und fährt seit Donnerstag eine dunkle A-6-Limousine von Audi. Ein normaler Benziner. Nicht nur der OB ist sichtlich angetan, sondern auch sein gelegentlicher Fahrer. „Viel großzügiger, mehr Platz, viel komfortabler“, urteilt Zimmermann nach den ersten Testfahrten. „Da liegen Welten dazwischen.“

Keine Welten liegen zwischen den Leasingraten, die bei seinem Vorgänger Bernhard Schuler für dessen E-Klasse fällig waren und den jetzigen. Der Grundpreis eines A 6 wird mit knapp 60 000 Euro angegeben.

Nicht nur bei den finanziellen Aufwendungen hält es der Rathauschef jetzt wie der alte Oberbürgermeister. Auch beim Kennzeichen ist Kaufmann auf Schuler-Spuren. LEO-OB 1 prangt jetzt am Audi. Mit diesem Nummernschild war auch der frühere Oberbürgermeister unterwegs .

Ausdruck einer stolzen Stadt

Kaufmann hatte anfangs die Kombination LEO-BB gewählt, aber schnell gemerkt, dass diese Referenz an den Landkreis ihm in Leonberg nicht gerade Sympathien einbringt. Zumal er mittlerweile gerade beim Thema Krankenhaus mit Landrat Roland Bernhard ähnlich über Kreuz liegt, wie seinerzeit Bernhard Schuler.

„Das Kennzeichen ist der Ausdruck einer stolzen, selbstbewussten Stadt“, sagt Kaufmann jetzt. „Und die Menschen sehen gleich: Da kommt ihr OB angefahren.“