Der Vorstand setzt auf fachliche und soziale Kompetenz. Moroff will Chef der Kreispartei werden.

Leonberg - Am Anfang steht das Lob: „Wir bedauern den Rückzug von Bernhard Schuler sehr.“ Sabine Kurtz macht keinen Hehl daraus, dass sie den Oberbürgermeister gerne für weitere acht Jahre im Amt gesehen hätte. Die Chefin der Leonberger CDU und Landtagsabgeordnete spricht nicht nur für sich selbst. Auch für die anderen Vorstandsmitglieder des Stadtverbandes wäre Schuler weiterhin der Wunschkandidat gewesen, zumal „seine Bilanz gerade der vergangenen Jahre sich sehen lassen kann“. Doch der seit fast 24 Jahren amtierende Verwaltungschef hat bekanntermaßen am Altjahrabend seine Demission erklärt. „Direkt vor den Bürgern, das ist ein sehr sympathischer Weg“, befindet Kurtz.

 

Bei den vergangenen drei OB-Wahlen hatten die Christdemokraten stets Schuler unterstützt. Und so möchten sie auch jetzt, da es auf die Nachfolger-Suche geht, erneut ein gewichtiges Wort mitreden. Dafür haben sie eigens eine Findungskommission ins Leben gerufen. Die wird von der Stadtverbandschefin geleitet. Mit Helmut Noë, Elke Staubach und Oliver Zander stehen ihr drei erfahrene Parteifreunde zur Seite.

Kurtz: „Es geht um Leonberg – nicht um die CDU“

Doch bei der Suche nach einem künftigen OB stehen parteitaktische Erwägungen nicht im Mittelpunkt. „Es geht um Leonberg und nicht in erster Linie um die CDU“, sagt Sabine Kurtz. Deshalb sei es auch durchaus denkbar, sich mit den anderen Ratsfraktionen auf einen gemeinsamen Kandidaten zu verständigen.

Gleichwohl werden sich die christdemokratischen Headhunter jetzt erst einmal in der Landespartei umschauen, ob es dort junge, aufstrebende Aspiranten mit Führungserfahrung gibt. Einen leitenden Posten in einer mittelgroßen Kommune von wenigstens 20 000 Einwohnern sollte ein Kandidat schon haben.

Denn ohne Kenntnisse über Verwaltungsstrukturen und den Umgang mit Menschen könne das erste Amt einer fast 50 000 Einwohner großen Stadt nicht ausgefüllt werden. Menschliche wie fachliche Kompetenzen seien unabdingbar, besonders, „damit im Rathaus ein gutes Klima herrscht“, betont Sabine Kurtz.

Und was ist mit Ulrich Vonderheid? Der Erste Bürgermeister hat Verwaltungs- wie Führungserfahrung und ist in der CDU. Er hat sich zwar noch nie offiziell geäußert, aber seine Ambitionen auf den OB-Posten gelten als offenes Geheimnis.

Wer soll es machen? Noch ist alles offen

Doch Kurtz hält es für verfrüht, jetzt Namen zu nennen: „Es ist alles offen. Es sind noch neun Monate bis zur Wahl.“ Zumal die Abgeordnete nicht verhehlt, dass sie sich sehr gut eine Frau an der Stadtspitze vorstellen kann. „Es geht um Leonberg“, betont sie erneut. „Wichtig ist, dass der- oder diejenige sich absolut mit der Stadt identifiziert und für die Bürger arbeitet.“

Während die OB-Wahl womöglich am 24. September stattfindet, steht eine andere nicht uninteressante Personalie bereits in drei Wochen an. Am 4. Februar wählt die Kreis-CDU einen neuen Vorstand. Für den Chefposten hat jetzt Michael Moroff seinen Hut in den Ring geworfen. Der 34-Jährige saß bis 2014 im Leonberger Gemeinderat, schaffte aber den Wiedereinzug nicht. In der Partei ist er stellvertretender Kreisvorsitzender und sitzt im Bezirksvorstand der CDU-Mittelstandsvereinigung MIT.

Moroff habe viel Zustimmung erhalten

„Aus zahlreichen Gesprächen weiß ich, dass viele in der Partei mit der jetzigen Situation nicht zufrieden sind“, begründet Moroff seine erneute Kandidatur. Im November 2014 musste er sich in einer Kampfabstimmung Matthias Kauffmann aus Renningen geschlagen geben. Für den zweiten Anlauf ist der Physiker und ehrenamtliche Jugenddirigent beim Musikverein Höfingen optimistischer. Er habe im Dialog mit verschiedenen CDU-Ortsvorsitzenden sehr viel Zustimmung erhalten.

Um diese noch zu untermauern, hat Michael Moroff eine Mail an alle Mitglieder des Kreisvorstandes und die Vorsitzenden der kommunalen CDU-Verbände geschrieben. Darin verweist er auf „einen der schwierigsten Bundestagswahlkämpfe“, der gewonnen werden müsse. „Ich stehe für einen kooperativen Führungsstil“, verspricht der Bewerber. Das bedeute „offene Diskussionen“, danach aber „konsequente Umsetzung der Entscheidungen“.

Auf Nachfrage sagt Moroff, dass seine Kandidatur auch als Kritik am jetzigen Vorsitzenden interpretiert werden könne. Matthias Kauffmann hat sich bisher nicht geäußert, ob er wieder antritt.