Mit einem Graffiti-Profi lernen junge Leute im Jugendhaus drei Tage lang das Einmaleins des Sprayens.

Leonberg - Der Geruch von Farbe liegt in der Luft, das Stimmengewirr von zwölf Jugendlichen zwischen 12 und 25 Jahren mischt sich mit dem Klackern von Spraydosen und Hip-Hop-Musik. Eine Wand des Leonberger Jugendhauses in Eltingen wird am letzten Tag des dreitätigen Graffiti-Workshops bunt besprüht.

 

Wer schon immer mehr über Graffiti wissen wollte und Lust darauf hatte, von einem richtigen Profi zu lernen, ist bei dem Projekt ,,Spray your life“ genau richtig. Der Graffiti-Künstler Nathan Grant, kurz Nate, bringt den Jugendlichen das Sprayen und dessen Geschichte näher. Nach einigen generellen Informationen fertigen sie erste Skizzen an und dürfen anschließend auf Holzplatten üben. Das Highlight gibt’s zum Schluss: Dann dürfen die Teilnehmer eine Innenwand im Jugendhaus mit einem Graffito verschönern.

Nate tanzt seit 18 Jahren Breakdance und Hip-Hop, ist Graffiti-Profi und leitet in ganz Deutschland kreative Projekte mit Jugendlichen. ,,Ich finde es wertvoll und notwendig, in Heranwachsende zu investieren“, sagt der Sozialpädagoge. Vor acht Jahren hat er sich für die Arbeit mit jungen Menschen entschieden und hofft, durch seine Projekte die Jugendlichen stärken zu können.

Katrin Dreher vom Waldhaus hat die Verbindung zum Programm ,,JuStart – Jugend stärken im Quartier“, hergestellt, um Jugendlichen zu zeigen, welche Möglichkeiten ihre Stadt ihnen bietet. Zusammen mit der Sozialpädagogin Anika Schwab, die seit einem Jahr im Jugendhaus arbeitet, hat sie den Graffiti-Workshop ausgesucht.

Mit der Zeit klappt es immer besser mit dem Sprayen

Laurin aus Renningen hat großen Spaß am Workshop. ,,Am Anfang hatte ich Schwierigkeiten, aber mit der Zeit geht es immer besser. Mittlerweile kann ich das Sprayen schon richtig gut“, erzählt der Realschüler. Nach drei Tagen üben weiß er jetzt, wie man eine Sprühdose richtig hält, ohne dass Flecken entstehen oder die Farbe verwischt. Und er hat verschiedene Graffiti-Schriften kennengelernt. ,,Jetzt geht es darum, den eigenen Style herauszufinden“, meint er. Auch der 15-jährige Ibrahim ist begeistert. Vor acht Monaten hat er seine Heimat Syrien verlassen und besucht seit September die Schellingschule. ,,Wenn das Projekt nächstes Jahr noch mal angeboten wird, würde ich wieder mitmachen“, sagt er in bemerkenswert gutem Deutsch. Genauso würde die 14-jährige Hanna aus dem Libanon wiederkommen, die seit einem Jahr in Deutschland ist.

Andre und seine Freundin Ana-Maria, beide 24, sind ebenfalls mit Eifer dabei. ,,Wir haben viel gelernt und verstehen uns untereinander gut“, erzählen sie. Am letzten Tag sind alle damit beschäftigt, eigene Entwürfe für die Wände im Jugendhaus zu entwickeln. In zwei Sechsergruppen dürfen die Jugendlichen ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Eine Innenwand und zwei Stellwände stehen ihnen zur Verfügung und werden farbenfroh mit Mikrofonen und Schriftzügen gestaltet. Ob einer von ihnen auch eine Wand im eigenen Zimmer mit einem Graffito verschönern würde? ,,Das würde ich gerne tun“, meint der zwölfjährige Laurin, ,,aber dafür ist leider nicht genügend Platz.“ Katrin Dreher zeigt sich begeistert: ,,Es macht total Spaß, und es ist schön zu sehen, wie Jugendliche mit ganz unterschiedlichen kulturellen Hintergründen sich hinsetzen und Mühe geben. Sie bilden eine Gruppe, die sich gegenseitig wertschätzt und respektiert.“